Was sich behinderte Menschen vom Handel wünschenWas heißt überhaupt Barrierefreiheit für die Betroffenen? Via Facebook hat Marktjagd behinderte Menschen danach gefragt, mit welchen unterschiedlichen Problemen sie beim Einkaufen in stationären Geschäften zu kämpfen haben und was sie sich wünschen.
Genannte Probleme:
- Umdekorieren von Supermärkten und Umstellen von Produkten, die dann zum Beispiel Sehbehinderte schwer wiederfinden
- Gestresstes Verkaufspersonal, das keine Zeit hat, persönlich zu helfen
- Zu kleine Einkaufskörbe beziehungsweise keine Einkaufswagen, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind
Genannte Wünsche:
- Größere Umkleidekabinen, in die auch eine Begleitperson passt, breite Gänge und niedrige Regale beziehungsweise Kleiderständer, sodass auch Rollstuhlfahrer und kleinwüchsige Menschen alles gut erreichen können
- Einkaufshilfe, die mit Zeit, Geduld und Verständnis zur Seite steht
- Angebot für sehbehinderte Menschen, sich nach Ladenschluss einmal frei im Supermarkt bewegen zu können, um sich in Ruhe für spätere Einkäufe zu orientieren
- Online-Angebot von stationären Geschäften: Blinde und sehbehinderte Menschen wissen gern vorab über die Auswahl der angebotenen Produkte Bescheid
Handel setzt auf Initiative “Generationenfreundliches Einkaufen”Der Handel kennt die Probleme und ist bemüht, seine Filialen allen Kunden zugänglich zu machen. Die Initiative mit dem Siegel “Generationenfreundliches Einkaufen” vom Handelsverband Deutschland (HDE) will damit mehr Klarheit bei den Einkaufsmöglichkeiten auch für behinderte Mensche bringen. “Das Siegel zeichnet Märkte aus, die den Einkauf für Menschen aller Altersgruppen und für Menschen mit Behinderung so angenehm und barrierearm wie möglich gestalten. Älteren Menschen soll genauso wie Rollstuhlfahrern oder jungen Eltern mit Kinderwagen ein komfortabler Aufenthalt ermöglicht werden”, so Christhard Deutscher, Leiter Unternehmenskommunikation der Edeka Südwest. Das Unternehmen unterzieht eine Vielzahl seiner Märkte dieser Zertifizierung. Weiter sagt er: “Die Märkte müssen bestimmte Kriterien – wie beispielsweise breite und ebenerdige Eingänge, Sitzgelegenheiten, klare Ausschilderungen der Produktbereiche, rutschfesten Boden, angenehme Regalhöhen, Babywickelraum und Behindertentoiletten – erfüllen, die dann von einem Auditor der Handelsverbände geprüft werden.” Mitte 2016 hatten sich so knapp über 10.000 Läden verschiedenster Unternehmen deutschlandweit zertifizieren lassen.
Bleibt als Alternative nur Online-Shopping? Was der Einzelhandel tun kannBenjamin Thym, Geschäftsführer der Offerista Group, die den Dienst Marktjagd betreibt: “Da barrierefreie Läden offensichtlich die Ausnahme sind, können sich Einzelhändler hier besonders gut vom Wettbewerb abheben und mehr Kunden erreichen. Über Fahrstühle, Rampen, breite Gänge, große Preisschilder und persönlichen Service freuen sich nicht nur behinderte Menschen. Hier kann der stationäre Handel gegenüber dem Onlinehandel punkten.“
Apps und Location-based Services helfen beim barrierefreien EinkaufenModerne Technologien, wie die Sprachausgabe von Texten oder Möglichkeiten der Indoor-Navigation, die innerhalb des Geschäfts direkt zum gewünschten Produkt leiten, erleichtern behinderten Menschen in vielen Situationen den Alltag. Auch die Shopping- und Produktguides der Offerista Group, Marktjagd und barcoo, bieten dahingehend Mehrwert. So zeigen die App und das responsive Online-Portal von Marktjagd, ob ein Geschäft barrierefrei ist. Die Schwester-App barcoo stellt nach dem Scan des Barcodes die oft klein gedruckten Inhaltsangaben in vergrößerter Form dar. Auch können Nutzer sich diese über die Sprachausgabe vorlesen lassen, was für Sehbeeinträchtigte hilfreich sein kann. Die Stiftung Warentest hat barcoo so kommentiert: „Viele Produkte haben einen Strichcode. Dann ist die App praktisch. Wie schnell Nutzer den Code finden, hängt von Routine und verbliebener Sehkraft ab.“
Quelle: Offerista