Konstantin Wolff: "Den großen Vorteil unserer Lösung sehen wir darin, dass der Endkunde sein Nutzungsverhalten nicht ändern muss."
Obwohl Deutschland traditionell als Land der Barzahler gilt, wird auch hier die Kartenzahlung immer beliebter. Fast die Hälfte der Ausgaben für Waren und Dienstleistungen wird inzwischen über alternative Zahlungswege wie EC- oder Kreditkarte bestritten. Im Interview erläutert Konstantin Wolff, CMO von payleven, welche Vorteile Kunden und Händler durch eine mobile Kartenzahlungslösung erhalten und wie er die Zukunft des mCommerce einschätzt.
Verschiedenen Studien zufolge gilt Deutschland immer noch als Land der Barzahler. Wie entstand die Idee, eine mobile Kartenzahlungslösung für Smartphones und Tablets anzubieten?
Das Produkt gibt es in ähnlicher Form schon länger. Die Abwicklung von Zahlungen über Smartphones und Tablets ist keine neue Idee. payleven zeichnet sich jedoch durch den Rückgriff auf unsere spezielle Hardware und die klassische Karte aus. Den großen Vorteil unserer Lösung sehen wir darin, dass der Endkunde sein Nutzungsverhalten nicht ändern muss. Er bezahlt mit seiner Karte noch ganz „normal“ wie an einem fest installierten Kartenterminal mit PIN-Eingabe oder Unterschrift.
Welche Zielgruppen werden mit der Lösung konkret angesprochen?
Das Produkt richtet sich an kleine Gewerbe, die noch keine Kartenakzeptanz haben oder eine mobile Alternative suchen. Davon können nach unserer Schätzung ca. 90 Prozent bisher aus zwei Gründen keine Kartenzahlungen akzeptieren: Gebühren und Mobilität.
Hohe Gebühren oder lange Vertragslaufzeiten schrecken viele Kleinunternehmer ab. Über lange Zeit wollen sich viele nicht an eine Lösung oder einen Anbieter binden. Wer gerade ein kleines Café oder einen Laden eröffnet hat, kann meist nicht einschätzen, wie viele Kunden mit Karte zahlen wollen. Bevor er in einen Mehrjahresvertrag mit monatlicher Grundgebühr einsteigt, verzichtet er lieber auf die Kartenannahme.
Die Masse der Terminals sind stationär und kabelgebunden. Mobile Terminals, mit denen vor Ort Zahlungen angenommen werden können, gibt es bisher kaum. Viele Selbstständige, etwa Fußpfleger oder Friseure, sind mobil und bieten ihre Dienstleistung auch direkt beim Kunden an. Es gibt auch Kunden, die zwar über ein stationäres Terminal verfügen, aber zusätzlich eine mobile Dienstleistung erbringen, zum Beispiel Restaurants mit Partyservice oder Unternehmensvertreter, die ihre Produkte auf einer Messe verkaufen möchten.
Welche konkreten Vorteile bietet Ihr System gegenüber vergleichbaren mobilen Lösungen?
Für uns gibt es zwei wesentliche Unterschiede. Einerseits haben wir unsere Technologie als Chip&PIN-Lösung entwickelt. Diese Methode ist insbesondere in Bezug auf Sicherheit und Kartenakzeptanz vorteilhaft. Einige Kartenorganisationen haben sich außerdem bereits festgelegt, im mPoS-Bereich nur Kartenzahlungen zu erlauben, die per PIN verifiziert wurden. Der zweite Punkt ist unser Kundenservice. Um besonders nah am Kunden zu sein, arbeiten im Support ausschließlich Muttersprachler. payleven ist bisher in Brasilien, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Großbritannien und Italien verfügbar. Jeder Kunde kann sicher sein, dass er am Telefon mit jemandem spricht, der seine Sprache beherrscht und die lokalen Gegebenheiten kennt.
Sie kooperieren bereits mit einigen Partnern, um das Produkt in der täglichen Nutzung zu erproben, unter anderem der Taxiverband Berlin-Brandenburg. Sind noch weitere Kooperationen mit Partnern aus anderen Branchen geplant?
Auf jeden Fall. Zusammen mit o2 testen wir ein Modell zum Vertrieb unserer Hardware an o2-Gewerbekunden. Prinzipiell ist eine solche Kooperation aber für jeden sehr interessant, der in Kontakt mit Kleingewerbetreibenden steht und diesen einen Mehrwert bieten möchte. Aktuell sprechen wir mit mehreren Interessenten darüber.
Wie wird die Sicherheit der Übertragungen gewährleistet?
Unser Chip&PIN-Gerät erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen an ein Kartenterminal. Das Gerät genügt dem PCI-Standard von MasterCard und VISA, es entspricht allen Sicherheitsstandards für „normale“ Kartenterminals. Sobald die Karte ausgelesen wird, wird die Transaktion mit einem einzigartigen Code verschlüsselt. Dieses Datenpaket wird aus dem Terminal ans Smartphone gesendet. Es ist nur Übertragungsmedium, speichert und entschlüsselt selbst aber keiner Daten. Selbst wenn das Datenpaket abgefangen wird, kann man es ohne den Code nicht entschlüsseln.
Komplett kontaktlose Bezahllösungen sind immer mehr im Gespräch. Welche werden sich durchsetzen und inwiefern ist die Konzentration auf die klassische Kreditkartenzahlung noch sinnvoll?
Das Thema NFC wird im Moment natürlich stark diskutiert, die Frage ist aber, wann und wie stark diese Lösungen wirklich im Markt ankommen werden. Wir sehen einen Vorteil unseres Modells gegenüber dem kontaktlosen Bezahlen darin, dass die Nutzer ihr Verhalten nicht ändern müssen und wie gewohnt Kartenzahlungen vornehmen können. Wir glauben, dass sich kontaktloses Bezahlen auf breiter Basis erst in einiger Zeit durchsetzt. Denn bis die Nutzer ihr Verhalten ändern, braucht es eine verlässliche, standardisierte Technologie, der sie auch vertrauen können.
Das Interview führte Daniel Stöter; EuroCIS.com