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Kosten senken bei Kälte, Wärme und Raumluft

Kunden sollen sich im Laden wohlfühlen. Dafür tut der Handel sehr viel, doch manches fällt nicht sofort auf. Heizen ist teuer, Kühlen ist noch viel teurer. Auch bei der normalen Raumluft kann man Kosten senken. Wir werfen einen Blick auf Kühlregale und Tiefkühltruhen einerseits und blicken in die warme Welt der Bäckereien.

Im Nonfood-Handel werden rund 32 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche pro Jahr für Energie aufgebracht, ermittelte das EHI Handelsinstitut in seiner Umfrage 2011. Danach ist im Nonfood-Handel die Beleuchtung mit einem Anteil von 57 Prozent der größte Energiefresser. Im Food-Handel fallen über 55 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche pro Jahr für Energie an, wobei die Kühlung mit 45 Prozent der größte Stromverbraucher ist. Laut EHI hat der Handel in den letzten Jahren viel in Maßnahmen zur Energieoptimierung investiert. Zuletzt sei die Bereitschaft dazu nur im Bereich Beleuchtung eindeutig gestiegen.

Besonders innovative oder erfolgreiche Konzepte zur Energie-Einsparung kürt das EHI mit dem „Energiemanagement Award“. Der Preis wird an Handelsunternehmen verliehen, die aktuelle erfolgreiche Konzepte zur Energieeinsparung in ihren Verkaufsstellen realisiert haben. Die nächste Preisverleihung findet am 16. Oktober 2012 im Rahmen der Fachkonferenz Energiemanagement im Einzelhandel statt.

Energie sparen bei Kühlanlagen

Es ist gar nicht einfach, im Supermarkt einzelne Stromfresser zu ermitteln. Nur wenige Märkte erheben die Verbrauchsdaten von jedem Kühlgerät einzeln. Bei Verbundanlagen können die Hersteller mit Durchschnittszahlen helfen, man kann mit Messungen aber auch eigene Werte ermitteln. Immer mehr Supermärkte nutzen die Abwärme der Kälteanlagen für die Warmwasserbereitung oder zur Vorwärmung der Zuluft. Diese Maßnahmen sind teuer, können jedoch über ein Drittel der Heizenergie einsparen.

 
 

© Arneg

„Die Kühlkette soll umweltfreundlicher werden“, berichtete EuroShop.de vor zwei Jahren. Mit Umweltschutz kann der Handel seine Kosten senken und viel für sein Ansehen in der Öffentlichkeit tun. Als alternatives Kühlmittel kam CO2 ins Gespräch. Aldi brachte den ersten Kühllaster mit der neuen Technik auf die Straße, Handelsketten testeten neue Truhen und Kühlregale. Die Erwartungen waren offenbar größer als die ersten Ergebnisse. Die einzelnen Hersteller von Kühlmöbeln verfolgen unterschiedliche Wege. Während einige die CO2-Kühlung vorantreiben, suchen andere nach Alternativen. So setzt der norditalienische Hersteller Arneg auf Sole, salzgesättigtes Wasser, als Kühlmittel. Neuartige Kältemittel kommen weniger kalt in die Aggregate als dies früher nötig war.

Der Handel muss sich entscheiden zwischen frei stehenden Lösungen und Möbeln, die an einen Kühlkreislauf angeschlossen sind. Der EuroShop-Aussteller AHT propagiert steckerfertige Lösungen. Sie sind in der Anschaffung deutlich günstiger, der Planungsaufwand für komplexe Installationen entfällt und man kann schrittweise auf neue, Energie sparende Technik umstellen. Allerdings bleibt die Abwärme ungenutzt im Markt und erwärmt den Verkaufsraum, was wiederum eine teure Klimatisierung erfordern kann. Außerdem müssen sie regelmäßig per Hand ausgeräumt und abgetaut werden.

Neue Kühlmöbel oder den Bestand nachrüsten

Moderne Kühlmöbel benötigen deutlich weniger Strom, die Vorgänger sind jedoch bis zu 15 Jahre im Einsatz – bei den Discountern durch die harte Beanspruchung ein paar Jahre weniger. Man kann jedoch recht einfach nachrüsten – mit Nachtrollos, Glastüren für Kühlregale und Glasabdeckungen für offene Truhen. Die meisten Kühlregale sind in Deutschland zwischenzeitlich verglast, sagt Peter Ebbing vom Spezialglas-Hersteller REMIS im EuroShop-Interview. Wegen der hohen Kundenfrequenz gibt es bei den Discountern noch Vorbehalte; häufiges Öffnen schmälert die Energie-Ersparnis und die Kunden könnten sich gegenseitig behindern.

Leuchtdioden werden bei den Kühlmöbeln immer wichtiger, sind aber noch recht teuer. LEDs geben weniger Wärme ab als bisherige Leuchten. Die Hersteller versuchen außerdem, durch Verbesserungen bei der Luftströmung Kühlenergie zu sparen. Das Problem: Die von Ingenieuren entwickelten Strömungsprofile funktionieren nur, wenn der Handel die Regale, Theken und Truhen wie vorgesehen befüllt. Im Alltag werden Stapelhöhen jedoch öfters überschritten und Auslass- oder Ansaug-Öffnungen mit Ware verstellt. Fachleute schätzen, dass allein durch eine verbesserte Möbelbeladung, Pflege und Wartung der Kühlmöbel rund 15 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden können.

 
 

© REMIS

Hitze und Kälte für den Bäcker

Heiß und kalt liegen in Bäckereien nah beieinander. Mit energetischer Optimierung lassen sich hier viele Kosten senken. Worauf es dabei ankommt, erklärt Eike Zuckschwerdt im zweiten EuroShop-Interview zu diesem Fokus-Thema. Er arbeitet bei MIWE, einem traditionellen Hersteller von Öfen für Bäckereien, der längst auch den Lebensmittelhandel und Tankstellenshops mit Backstationen ausstattet. Mit den im Laden produzierten Broten und Brötchen macht der Handel den traditionellen Bäckern das Leben schwer.

Backen ist bei den kleinen Betrieben oft noch Handwerk. Die Personalkosten sind hoch, die Preise für Mehl und andere Rohstoffe steigen zurzeit stark an. Die Energiekosten können sie jedoch angehen. MIWE und andere Anbieter bieten nicht nur effizientere Öfen, sondern auch Energieberatung an. Eike Zuckschwerdt sagt, dass die Kraft-Wärme-Kopplung für Bäcker durchaus interessant sei. Und die Abwärme, die bei der so genannten „Bäckerkälte“ entsteht, lasse sich hervorragend nutzen für die Temperierung der Gährteige oder der Raumluft. „Bäckerkälte“ – das sind die Kühltheken im Laden und die Kühlschränke für Rohware und Vorräte.

Raumlufttechnik hilft beim Verkaufen

Kunden bleiben länger und kaufen mehr, wenn sie sich in einem Laden wohlfühlen. Dabei hilft moderne Raumlufttechnik. Diese Anlagen müssen richtig dimensioniert sein. Die Planer müssen dabei so genannte „innere Lasten“ berücksichtigen, also die Abwärme durch die Beleuchtung, den Einfluss von Kühlmöbeln, die oft sehr langen Öffnungszeiten und die mitunter stark schwankenden Besucherzahlen. Die Betriebskosten einer raumlufttechnischen Anlage übersteigen nach wenigen Jahren die Anschaffung. Mehrinvestitionen in effizientere Maßnahmen amortisieren sich darum meist in weniger als drei Jahren. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Wärmerückgewinnung. Energie sparen geht alle an – Supermärkte, Discounter, den Nonfood-Handel und auch die Bäckereien.

René Schellbach, EuroShop.de

01.10.2012

 
 

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