Licht ist für den Handel schon lange ein wichtiges Mittel zur Warenpräsentation. Seit Erfindung der Gaslampen wurden neue technische Entwicklungen so rasch wie möglich für die Ladengestaltung genutzt. Jetzt jedoch geht es nicht mehr nur um eine feste Lichtstimmung. Licht soll wandelbar sein – im Laufe des Tages, je nach Saison. Wichtig für den Handel sind daher nicht nur neue Leuchten, sondern auch neue Steuerungstechnik.
Szenografisches Licht, Beleuchtungswechsel nach Saison oder Tageszeit ermöglichen rasche Änderungen im Shop-Design. Wofür man früher neue Wandfarbe, neue Bodenbeläge oder Regale brauchte, dafür genügt heute eine moderne Inszenierung mit unterschiedlich farbigem oder in der Helligkeit variablem Licht. Dahinter stecken neue Steuerungssysteme. Den Nutzen von BUS-Technik und DALI erklärt ZVEI-Geschäftsführer Dr. Jürgen Waldorf im Interview zu diesem Fokus-Thema. Im zweiten Interview gehen wir mit Dr. Armin Wedel vom Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung der Frage nach, wie weit die Entwicklung bei den organischen Leuchtdioden, den OLEDs, inzwischen ist.
Luminale 2012: Auf dem Platz vor der Frankfurter Börse wird ein Medien-Iglu aufgebaut, gesteuert von eigens programmierter Software.
EHI: Mehr Tageslicht und effizientere Leuchtmittel
Bei aller Begeisterung für die neuen technischen Möglichkeiten: Licht ist nach wie vor auch ein Kostenfaktor. Um die Energiekosten zu senken, wollen Händler vor allem in effizientere Beleuchtung investieren. Das geht aus der EHI-Studie „Energiemanagement im Einzelhandel 2011“ hervor. Bei 77 Prozent der befragten Handelsunternehmen sind die Energiekosten 2011 gestiegen, ein weiterer Anstieg um über 10 Prozent wird für die nächsten Jahre erwartet.
Die Höhe der Energiekosten ist abhängig von der Branche. Im Nonfood-Handel werden wie im Vorjahr rund 32 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche pro Jahr für Energie aufgebracht, den größten Anteil mit 57 Prozent verursachen die Kosten für Beleuchtung. Die Investitionsbereitschaft in diesem Bereich ist beträchtlich. 93 Prozent aller befragten Händler wollen hier weitere Mittel aufwenden – 15 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Als konkrete Maßnahmen zur Energieoptimierung werden noch stärker als im Vorjahr der Einsatz energieeffizienter Leuchtmittel, die Steuerung gemäß tagesaktueller Lichtverhältnisse und die Nutzung von Tageslicht fokussiert.
Luminale 2012: Tjark Ihmels und seine Mitstreiter vom Institut für Mediengestaltung der FH Mainz werden die Bahnhöfe in Mainz und Frankfurt inszenieren.
Nach Angaben des EHI decken die in der Studie befragten Unternehmen rund 37 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in der D-A-CH-Region ab. Dem Nonfood-Handel sind dabei 59 Prozent der Befragten, dem Food-Handel 41 Prozent zuzurechnen. Die kleineren Händler sind erfahrungsgemäß inhomogener. Innovationstreibern stehen viele, vor allem inhabergeführte Fachgeschäfte mit einem Investitionsstau gegenüber.
Messe als Schaufenster und Ideengeber
Vor knapp über einem Jahr war die EuroShop 2011 ein spannender Termin. Lichtsteuerung durch Digitalisierung und energiesparende Beleuchtung waren die wichtigsten Themen im Bereich Licht. Dieser Trend setzte sich jetzt bei der light+building in Frankfurt am Main fort. So zeigt sich, dass die aus den USA kommende LEED-Zertifizierung auch in Europa bei den Gebäude-Planern immer wichtiger wird. LEED erweist sich als wesentlich konkreter und auch strenger als EU-Regeln und deren Umsetzungen in nationales Recht. Beispiele sind etwa der Neubau der Verwaltung des Südddeutschen Verlags in München oder die Renovierung der Hochhaustürme der Deutschen Bank in Frankfurt, die LEED-zertifiziert sind.
Eine Attraktion bei der Luminale 2012 ist die Video-Licht-Installation „Time Drifts“ des Berliner Lichtkünstlers Philipp Geist. Begriffe werden auf den Boden, auf Fassaden und einen Nebel projiziert.
Luminale: Licht-Ideen in der Stadt
Zum sechsten Mal erweiterte die Luminale die Frankfurter Messetage in die Abend- und Nachtstunden. Straßen und Plätze, Hochhäuser und Kirchen, Museen und Galerien von Offenbach bis Mainz zeigten sich in anderem Licht. Der bereits in Düsseldorf diskutierte Trend zu Projektionen auf Gebäude und interaktive Installationen wurde auch bei dieser Luminale deutlich. Die Digitalisierung des Lichtes zieht immer weitere Kreise. Medienfassaden von der Zeil-Galerie bis zur Sparda-Bank, die Inszenierungen am Tower 185 und am Taunustor demonstrierten die ganze Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten.
Künstler und Designer loten mit Installationen die Leistungsfähigkeit von Steuerungstechniken, Sensoren und Software aus und erproben damit Technologien, die wiederum die Basis für die Industrie sind, um Energie sparende und hocheffiziente Produkte zu entwickeln. Damit diese jedoch mehr werden als technische Spielereien, bedarf es des Einsatzes über einzelne Events hinaus. Dafür bietet der Handel viele Möglichkeiten. Wenn Einkaufen zum Erlebnis werden soll, spielt Licht eine wichtige Rolle, denn Licht lockt Leute.
René Schellbach, Erstveröffentlichung iXtenso.com
01.05.2012
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