21. November: 8:30 Uhr Beim morgendlichen Auschecken aus dem Hotel (mein Schmutz-verkrustetes Rennrad war natürlich immer dabei, die Rennradfahrer unter euch werden das verstehen), bemerkte ich plötzlich panisch einen ziemlich weichen Vorderreifen. Sollten die unzähligen Äste auf den Straßen und Wegen gestern einen Schaden am Schlauch angerichtet haben? Natürlich hatte ich als geborener Optimist meine Standpumpe nicht dabei.
Die Bike Stores im Umfeld hatten alle noch zu und avisierten ihren Service nicht vor 12 Uhr mittags. So musste ich mit meiner „Komfort-Bereifung“ auf die Piste gehen. Uli als perfekter Organisator und Fahrer des Service Car hatte natürlich auf meiner geplanten Route ca. 20 km nach dem Start ein „Fiets Specialist“ lokalisiert, den ich dann auch angesteuert habe. Eine hilfsbereite Dame hat mir wortlos, aber fachmännisch zu meinem „air refill“ verholfen. Und weiter ging es mit der neuen sportlichen Bereifung.
Ein deutlich wenig windiger Tag, allerdings mit einer kompletten Abstinenz der Sonne, hat mich so durch unzählige kleine holländische Orte und Städte weiter geführt. Gewächshäuser, Weiden, Felder, Deiche und Kühe bestimmten den Anblick. Manchmal ging‘s kilometerlang schnurgerade an einer Schnellstraßen entlang, aber immer auf perfekt ausgebauten, zuweilen mehrspurigen Radwegen mit eigener Ampelanlage. Der Belag war meist gut, von der modrigen Blätterschicht mal abgesehen, die nicht nur unschön anzusehen war, sondern auch glatt wie Schmierseife war.
Kurven wurden also mit äußerster Vorsicht genommen. Nach ca. 65 km hat mein Begleitservice mich zu einem Boxen-Stopp verdonnert. Ein heißer Tee (der bei mittlerweile 14 Grad gar nicht Not tat) und ein trockenes Pizzabrot waren der Stoff, der mich die weiteren Kilometer bis nach Rotterdam trugen. Einige weniger schöne Teil-Stücke mit hervorragender Sicht auf die Autobahn waren zu bewältigen, aber das nahende Ziel machte alles wieder wett und setzte ungeahnte Kräfte frei. Nach genau 113 km tauchte der Zielpunkt im Zentrum Rotterdams vor mir auf und die selbst auferlegte „Tour of EuroShop“ war mit 233 km in ca. 11 Stunden reiner Fahrzeit sturzfrei, mit viel Spaß und wenig Muskelkater erfolgreich gefahren, getreu nach dem Motto: die EuroShop bewegt sich!