Shopbeleuchtung bleibt, so offenbart auch der neueste EHI Energiemonitor 2020, unverändert einer der wichtigsten Investitionsschwerpunkte im deutschen Handel. Daher nimmt das Thema Beleuchtung weiterhin einen bedeutenden Raum ein auf der EuroShop als weltgrößte Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels. Wenn sich am 16. Februar 2020 wieder die Tore auf dem Düsseldorfer Messegelände öffnen, stehen über 120 Aussteller in den Hallen 9 und 10 bereit, um zukunftsweisende Konzepte und Produktideen rund um die Beleuchtung von Verkaufsflächen zu präsentieren.
Die vor mehr als einem Jahrzehnt eingeläutete Revolution durch die LED-Technik hat ein nahezu unerschöpfliches Potenzial an Anwendungsoptionen für den Retailsektor hervorgebracht. Diese weisen weit über die Shopbeleuchtung im klassischen Sinne hinaus und werden nun Schritt für Schritt erschlossen. Die Digitalisierung ist dabei ein wichtiges Stichwort, bietet sie doch zahlreiche innovative Ansätze, um beispielsweise mit Licht auf subtile Weise zu kommunizieren, Kunden zu emotionalisieren, Differenzierungsmerkmale im Handel zu schaffen, die Markenbildung der Unternehmen zu unterstützen. „Wir stehen hier erst am Anfang der Entwicklung, aber Licht kann schon heute die Infrastruktur bieten, ohne dass zusätzliche Installationen notwendig sind“, heißt es beim österreichischen Lichtexperten Zumtobel. Das sei ein einmaliger Vorteil.
Insgesamt habe der Markt das Potenzial der LED-Technik noch lange nicht erfasst, geschweige denn ausgeschöpft, sagen auch Branchenbeobachter wie Kplus, Büro für Innenarchitektur und Kommunikationsdesign in Düsseldorf/Leipzig. Der Lernprozess im Umgang mit der digitalen Lichttechnik sei längst nicht abgeschlossen. Und doch: Ob als Neubau oder Sanierungsprojekt – mittlerweile spiegeln immer mehr zukunftsorientierte Handelsflächenkonzepte auf nationaler wie internationaler Ebene wider, dass die digitale Lichttechnik heute bereits im Shopping-Alltag angekommen ist. Lichttechnisch gilt sie als Standard, hohe Effizienz wird von den Anwendern vorausgesetzt. Das Spektrum reicht von der emotional gestalteten erlebnisreichen Lichtinszenierung der Waren, Verkaufsräume und Handelsarchitektur über die Steigerung der Aufenthaltsqualität und des Wohlbefindens der Kunden und Mitarbeiter bis zum zentralen Thema Connectivity, also der Vernetzung von Leuchten zu intelligenten Lichtsystemen. Ob Integration der Beleuchtung in die gesamte Gebäudesteuerung, Indoor-Navigation, mobiles Push-Marketing, virtuelle Kundenbetreuung – nicht immer ist damit der große Roll-out in den Filialbetrieben verbunden, vieles hat derzeit noch den Status von Pilotprojekten. Was sich aber immer stärker herauskristallisiert: Die LED-Beleuchtung erweist sich in einer zunehmend digitalisierten Shopping-Welt als außerordentlich vielseitiges, subtiles und zugleich wirkungsmächtiges Kommunikationsmedium.
Welche Mehrwerte dieses Medium für Kunden, Mitarbeiter und Händler generieren kann, zeigt unter anderem Signify beim Thema Indoor Positioning. Licht leitet die Blicke des Kunden zur Ware – dieser klassische Leitsatz erhält über die Instore-Navigation im digitalen Zeitalter eine ganz neue Dimension: Das Licht leitet den Kunden direkt zu der von ihm gewünschten Ware. In einer MediaMarkt-Filiale im hessischen Gründau-Lieblos sorgt seit dem Sommer 2019 ein intelligentes Beleuchtungssystem mit VLC-Technologie (VLC = Visible Light Communication) neben der klassischen Beleuchtungsaufgabe auch für eine genaue Positionsbestimmung der Kunden im Markt. Das vorhandene Deckenlichtsystem ermöglicht den Shoppern, im Store in Verbindung mit ihrem Smartphone und digitaler Store Guide-App gewünschte Produkte bequem aufzufinden und sich direkt ans betreffende Regal navigieren zu lassen. Ein ähnliches Anwendungsbeispiel liefert auch die Kooperation von Signify mit der niederländischen Supermarktkette Albert Heijn.
Insgesamt richtet sich das Forschungs- und Entwicklungsinteresse in der Leuchtenindustrie aktuell darauf, mit smarten Lichtlösungen Mehrwerte zu generieren, die dem Handel helfen, nachhaltig attraktiver als der Wettbewerb zu sein. Denn unverkennbar stellt der weiter stark wachsende Onlinehandel den stationären Handel vor immer größere Herausforderungen, die Verbraucher von der Couch und vom bequemen Kauf per Mausklick zurück in die Läden zu locken. „Emotionalisierung und Eventisierung sind die Richtung, die wir als Antwort darauf alle verfolgen“, heißt es bei Oktalite. Ziel sei es, freizeitaffine Shopping-Orte mit hoher Anziehungskraft und langer Verweildauer dauerhaft zu etablieren. Zumtobel verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Entwicklung des POS hin zu hybriden Konzepten, die Café, soziale Begegnungen, Freizeit, Spielen und Lernen miteinander verknüpfen. Es entstehen Orte der Erlebnisse und Emotionen, an denen nicht notwendigerweise auch gekauft wird, aber die Kaufentscheidung fällt. Der klassische POS entwickelt sich so zum Point of Experience, an dem mit Licht einzigartige Erlebniswelten entstehen.
Wechselnde Lichtfarben und -intensitäten verwandeln binnen Sekunden eine komplette Raumstimmung, können sich sensorgesteuert an Wetter, Saison oder Tageszeit anpassen oder themenbezogen abgestimmt werden. Wände werden zu bespielbaren Screens, Räume zu Hüllen, die sich flexibel gestalten lassen – Licht kann den Erlebnischarakter definitiv stark beeinflussen. Für Architekten, Raumplaner und Kreative bietet sich ein Dorado, um mit vergleichsweise einfachen Mitteln erlebnisreiche emotionale Szenerien von Verkaufs-, Gast- und Eventräumen zu entwickeln und mit entsprechenden Lichtinszenierungen zum Leben zu erwecken. Die Dynamisierung der Beleuchtung über elektronische Lichtsteuerungssysteme bringt mehr Effizienz und Gestaltungsfreiheit zugleich und spielt für individuelle Beleuchtungslösungen, bei der das Licht zur Marke passen muss, eine herausragende Rolle. All das zahlt auf das zentrale Anliegen der Einzelhändler ein, durch verbesserte Bindung bestehender und Gewinnung neuer Kunden ihr Geschäft zu stärken.
Dabei steht seit einiger Zeit verstärkt wieder die Lichtqualität im Brennpunkt des Forschungsinteresses von Leuchtenindustrie und Lichtplanern. „Wir richten unser Augenmerk heute stärker auf die Qualitäten der LED in Sachen spektrale Zusammensetzung und Lichtlenkung“, lautet die Anwort von Bäro mit Blick auf innovative Lichtkonzepte, die aktuelle Entwicklungen auf den Handelsflächen initiieren und begleiten. Das Unternehmen will den Standbesuchern am Messestand demonstrieren, welche eindrucksvollen Möglichkeiten der Einsatz von warenspezifischen Lichtfarben und Spektren im Handel bietet. Im Reisegepäck hat das Unternehmen zudem neue Leuchtenmodelle, die dank aktueller Technologien immer kompakter und leistungsfähiger werden sowie zugleich im Hinblick auf Lichtverteilungen, Blendungsbegrenzungen und Farbqualitäten einen zusätzlichen Sehkomfort bieten.
Im Handel setzt sich beim Thema Lichtqualität immer stärker die Erkenntnis durch, dass der Wert einer Lichtplanung von seiner Wirkung her gedacht werden muss. Nach Überzeugung des Mülheimer Lichtexperten setzt dies auch neue Standards für die Bewertung von Lichtqualität voraus. Der bisher verbreiteten LOR (Light Output Ratio), der den Leuchtenbetriebswirkungsgrad (Effizienz) definiert und besagt, wie viel Prozent des erzeugten Lichts tatsächlich die Leuchte verlassen, müsse daher jetzt durch den ROL (Return of Light) abgelöst werden. Dieser beschreibt, wie viel Licht tatsächlich auf der Ware ankommt. Genau das aber macht ein gutes Lichtkonzept im Laden aus: effizient zielgerichtetes Licht auf der Ware, das über das Auge seine Wirkung im Gehirn des Betrachters entfaltet.
Im Rahmen der 20. Euroshop 2020 präsentiert sich in Düsseldorf auch zum wiederholten Male die Italien Lighting Lounge, in der sich italienische Markenhersteller aus dem Bereich Beleuchtung auf einer über 300 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche vorstellen. Sie zeigen eine vollständige Palette an Produkten und Komponenten, die speziell auf den Bereich Einzelhandel ausgerichtet sind. Ziel ist es, Verkaufsräume, in denen verschiedenfarbige Gegenstände mit verschiedenen Farbtemperaturen koexistieren, wirksam in Szene zu setzen. Zu sehen sind verschiedene Vorschläge, um LED-Beleuchtung je nach spezifischen Ansprüchen und Bedürfnissen zu gestalten, ohne dabei die ästhetische Reinheit, Materialqualität und perfekte Verarbeitung außer Acht zu lassen.
Die EuroShop 2020 umfasst insgesamt rund 127.000 m² netto in 16 Messehallen und ist für Fachbesucher von Sonntag 16. bis Donnerstag 20. Februar 2020, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 80,- Euro (60,-- Euro im Online-Vorverkauf/ E-Ticket), die 2-Tageskarte 120,-- Euro (100,-- Euro im OVV) und die Dauerkarte 180,-- Euro (150,-- Euro im OVV). Die Eintrittskarten beinhalten die kostenlose Hin- und Rückfahrt zur EuroShop mit VRR-Verkehrsmitteln (Verkehrsverbund-Rhein-Ruhr). www.euroshop.de
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