Biokraftstoffe für eine nachhaltige Retail-Logistik

von Julia Pott

Große Einzelhandelsketten müssen auf eine umfangreiche Logistik setzen – von der weltweiten Produktbeschaffung bis zur Lieferung an die Haustür. In einem Markt, der zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legt, erkennen führende Retailer wie Walmart, Tesco, EDEKA und SPAR die Dringlichkeit, ihren Transport umweltfreundlicher zu gestalten. Deshalb setzen sie in ihren eigenen Transportflotten sowie bei ihren Dienstleistern zunehmend auf alternative Kraftstoffe, beispielsweise Biokraftstoffe.

Alternative Kraftstoffe sind entscheidend, um den Verkehrssektor nachhaltiger zu gestalten. Da der Transport- und Logistiksektor zu den Hauptverursachern von CO₂-Emissionen zählt, bieten alternative Kraftstoffe ein enormes Potenzial, diese Emissionen signifikant zu senken und globale Klimaziele zu unterstützen.

Allerdings gilt: Alternative Kraftstoffe werden umso umweltfreundlicher und ressourcenschonender, je nachhaltiger die verwendeten Rohstoffe sind und je mehr erneuerbare Energien wie Wind- oder Solarenergie für die Herstellung genutzt werden. Hier besteht noch erheblicher Entwicklungsbedarf.

Biokraftstoffe sind aus Biomasse erzeugte Kraftstoffe, die als nachhaltige Alternativen zu herkömmlichen fossilen Brennstoffen dienen. Sie werden typischerweise aus pflanzlichen Materialien wie Mais, Getreide, Zuckerrohr, Pflanzenölen, Stroh, Gülle, organischen Abfällen oder sogar aus Algen hergestellt. Biokraftstoffe können sowohl in flüssiger als auch in gasförmiger Form genutzt werden. Beispiele für Biokraftstoffe umfassen Biodiesel, Bioethanol, Biomethan, Biogas und Bio-LNG.

Die Supermarkt-Regionalgesellschaft EDEKA Minden-Hannover investiert seit 2023 in die Umstellung der Logistikflotte auf Bio-LNG. Der Kraftstoff REEFUEL Bio-LNG (Liquefied Natural Gas, also verflüssigtes Erdgas) wird aus grünem Wasserstoff und Biomethan aus zertifizierter biologischer Abfallverwertung hergestellt.

Das Handelsunternehmen schätzt, dass bisher so rund 16.000 Tonnen CO₂ eingespart wurden und gibt an, über 200 Millionen Euro investiert zu haben, um Diesel-Lkw durch IVECO S-Way LNG-Fahrzeuge zu ersetzen. Stand Mai 2024 sind bereits 300 dieser Fahrzeuge im Einsatz. Geplant ist, bis Ende 2025 die gesamte LKW-Flotte nahezu CO₂-frei zu betreiben.

Parallel dazu wird eine Tankstelleninfrastruktur aufgebaut, um die langfristige Versorgung mit Bio-LNG zu gewährleisten. Tankstellen an den EDEKA-Logistikstandorten in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sind bereits in Betrieb, weitere Standorte in Brandenburg sind bis 2025 geplant.

Auch die Supermarktkette Tesco Irland beteiligt sich an einem Projekt zur Dekarbonisierung des Logistiksektors und kooperiert dazu mit dem Logistikdienstleister DHL. Im September 2023 kündigte DHL eine Investition von 80 Millionen Euro in eine Biomethan-Produktionsanlage in Cork an. Die Anlage, betrieben von Stream BioEnergy, wird jährlich 90.000 Tonnen Industrie- und Lebensmittelabfälle verarbeiten. Das so produzierte Biomethan, ein erneuerbares und potenziell kohlenstoffneutrales Gas, wird als Kraftstoff eingesetzt und soll jährlich 15.000 Tonnen CO₂ einsparen. Sobald die neue Anlage in Betrieb ist, wird DHL 92 lokal betriebene Biomethan-Lastwagen im landesweiten Netzwerk von Tesco einsetzen.

Die SPAR-Zentrale in Dornbirn, im österreichischen Vorarlberg, setzt seit Oktober 2023 auf biobasierten HVO-Treibstoff. HVO steht für Hydrogenated oder Hydrotreated Vegetable Oil, also hydrierte Pflanzenöle. Der Kraftstoff wird laut SPAR zu 100 % aus Altspeiseölen und Produktionsabfällen gewonnen. Der neue HVO-Treibstoff spart nicht nur viele Treibhausgasemissionen ein, er reduziert zudem Feinstaub und Stickoxide durch moderne Euro6-Motoren. SPAR Österreich hat es sich zum Ziel gesetzt, die gesamte Logistik bis spätestens 2050 auf erneuerbare Energiequellen umzustellen.

Biokraftstoffe reduzieren Treibhausgasemissionen und den Klimawandel. Zusätzlich können sie erneuerbare Ressourcen nutzen oder sogar Abfallprodukte upcyceln. Einige Pioniere in der Retail-Branche scheuen keine Kosten, um innovative Lösungen in ihren Logistikflotten zu testen.

Dennoch bleibt der Weg zur vollständigen Klimaneutralität und der wirklich nachhaltigen Produktion von Kraftstoffen lang. Der Druck durch Verbrauchererwartungen und politische Vorgaben auf die Handelsbranche wächst jedoch. Langfristig werden sich viele Unternehmen mit nachhaltigen Logistikkonzepten auseinandersetzen müssen.

Quellen: Wikipediaartikel zu Biofuel, Pressemitteilung Edeka, Pressemitteilung Tesco und Pressemitteilung SPAR