Brandscaping: Wie Cozey Markenidentität räumlich erlebbar macht

von Julia Pott

Zwischen Onlineshops und Social-Media-Kanälen kann es für eine Marke dennoch gewinnbringend sein, eine physische Präsenz zu haben, in der Menschen das Unternehmen mit allen Sinnen erleben können. Beeindruckende Showrooms oder Flagship-Stores erleben daher einen absoluten Hype – auch von Digital-First- oder eCommerce-Unternehmen.

Bei der Gestaltung von Showrooms stellt sich die Frage: Wie kann ein Unternehmen seine Identität in einem physischen Raum zum Leben erwecken? Die Antwort liegt im Brandscaping – einer Strategie, die Architektur, Design und Markenwerte nahtlos miteinander verbindet.

Brandscaping ist mehr als nur Store-Design – es ist die räumliche Übersetzung einer Marke. Es geht nicht nur um Logos oder Werbebotschaften, sondern darum, eine Umgebung zu schaffen, die die Identität, Philosophie und Ästhetik der Marke widerspiegelt. Durch den gezielten Einsatz von Materialien, Farben, Licht und Raumstruktur wird eine immersive Markenwelt erschaffen, in der sich Kundinnen und Kunden emotional mit der Marke verbinden. Kurz gesagt: Brandscaping = Branding (Markenbildung) + Landscaping (Gestaltung von Räumen); eine strategische Gestaltung, die die Marke spürbar macht.

Ein eindrucksvolles Beispiel für Brandscaping liefert das kanadische Möbel-Start-up Cozey, das gemeinsam mit LAAB Architecture seinen ersten Flagship-Store in Toronto entwickelt hat. Cozey wurde als Digital-First-Unternehmen gegründet, doch mit der Eröffnung seines ersten Stores wollte die Marke ihre Werte auch offline erlebbar machen. Das Konzept sollte physische und digitale Elemente intelligent miteinander verzahnen. Das Ergebnis ist ein Store ohne Lagerbestände, ohne Kassen – stattdessen fungieren die ausgestellten Möbel als „physische Avatare“, während der gesamte Kaufprozess weiterhin online erfolgt.

Der Store in Toronto wurde als nahtlose Omnichannel-Erfahrung konzipiert: Kundinnen und Kunden werden durch aufeinanderfolgende, weich geformte „Ringe“ geführt – inspiriert von Fotostudio-Cycloramen, die eine fesselnde, immersive Kulisse schaffen. Diese Ringe dienen nicht nur als Designelement, sondern vermitteln durch ihre Proportionen unterbewusst das Gefühl von Wohnräumen, ohne auf künstliche Rauminszenierungen zurückzugreifen, wie es viele traditionelle Möbelhändler tun.

Ein Highlight des Stores ist die beeindruckende Schaufensterinstallation, die mit einem überdimensionalen Stoffgeflecht die Aufmerksamkeit von Passantinnen und Passanten auf sich zieht. Dieses Designelement symbolisiert sowohl die Modularität der Cozey-Möbel als auch das zentrale Thema des Komforts. Die gezielte Lichtführung und die kurvigen Wände erzeugen eine warme, einladende Atmosphäre, die den Markenkern „Coziness“ (Gemütlichkeit) in den Raum überträgt.

Ein weiteres Beispiel für gelungenes Brandscaping ist das Design-Zentrum am Ende des Stores. Hier können Kundinnen und Kunden Materialien, Farben und Konfigurationen individuell zusammenstellen – eine interaktive Erweiterung der Online-Experience.

Cozeys erster Store zeigt eindrucksvoll, wie Brandscaping den physischen Einzelhandel transformieren kann. Durch die enge Verzahnung von UX-Design, Architektur und Markenstrategie wird ein völlig neuer Ansatz im Retail Interior Design geschaffen. Statt eines klassischen Showrooms oder Möbelhauses erleben Besucherinnen und Besucher eine durchdachte, immersive Markenwelt – ein Konzept, das den stationären Handel in der digitalen Ära neu definiert.

Quellen: Pressemitteilung von LAAB architecture inc.