Generative KI im Content Marketing stärkt Effizienz und Kreativität

von Julia Pott

Die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) revolutioniert gerade viele Bereiche der Arbeits- und Wirtschaftswelt. Das gilt besonders für die generative künstliche Intelligenz (GenAI), die einzigartige Inhalte generieren kann. Die Markteinführung anwendungsreifer generativer KI-Modelle (das bekannteste Beispiel ist der Chatbot ChatGPT von OpenAI) sorgt mittlerweile für bahnbrechende Veränderungen: zum Beispiel im Content Marketing.

Dass diese Entwicklung schon im Marketingsektor angekommen ist, zeigt eine Umfrage von Capgemini: Demnach haben bereits fast 60 Prozent der befragten Unternehmen generative KI in ihre Marketingaktivitäten integriert. Über die Hälfte der Marketingfachkräfte erwartet, dass generative KI als Katalysator für neue kreative Möglichkeiten dient und Marketingteams dazu motiviert, über traditionelle Grenzen hinaus zu denken.

Die Ergebnisse nach der ersten Anwendungsphase zeigen: Generative KI-Tools helfen Mitarbeitenden, Inhalte schneller und effizienter zu erstellen. Außerdem braucht es für viele Aufgaben keine Spezialistinnen und Spezialisten mehr, da die KI auf Basis einfacher Textanweisungen Content auf einem hohen Niveau entwirft.

Ersetzt die KI Mitarbeitende? Das ist momentan nicht absehbar, laut einer Umfrage von Deloitte gibt es mehr Unternehmen, die damit rechnen, Personal für die KI-Nutzung einzustellen, als Unternehmen, die von einer Reduzierung ihrer Mitarbeitenden durch KI ausgehen. Noch ist der Mensch unverzichtbar, um kreative Strategien und Storytelling zu entwickeln, ethische Entscheidungen zu treffen und die Qualität zu prüfen. Zudem müssen Menschen die KI mit präzisen Prompts steuern, die emotionale Feinabstimmung sicherstellen und innovative Ideen einbringen, um wirkungsvolle und authentische Inhalte zu erzeugen.

An dem Einsatz der Technologie werden wohl aber die wenigsten Unternehmen vorbeikommen, denn im Wettbewerb besteht nur, wer die betriebliche Effizienz stetig steigern kann. GenAI kann helfen, Content-Produktion zeitsparender und trotz Personalmangels zu leisten. Sie kann in Sekundenschnelle zahlreiche Vorschläge produzieren und so bei kreativen Prozessen unterstützen. Sind personalisierte oder auf Zielgruppen zugeschnittene Varianten gefragt, arbeitet eine KI deutlich ressourcensparender und macht Content-Kreation skalierbar. Mitarbeitende haben dadurch mehr Zeit, sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren oder sich über aktuelle Content-Marketing-Trends auf dem Laufenden zu halten.

L’Oréal hat mit dem CREAITECH GenAI Beauty Content Lab eine Plattform für Tools geschaffen, um KI-gestützte Inhalte für seine 37 Marken zu skalieren. Das Labor ermöglicht es, markenkonforme Inhalte zu erstellen und die Mitarbeitenden in neuen kreativen Technologien zu schulen. Dabei entstehen innovative Beauty-Kampagnen, die sich durch die Nutzung maßgeschneiderter KI-Modelle auszeichnen, welche die jeweiligen visuellen Markencodes und -designs berücksichtigen. So können laut Asmita Dubey, Chief Digital and Marketing Officer von L’Oréal, ganze Kampagnen in kurzer Zeit kreiert werden, ohne auf komplett KI-generierte Bilder von Gesichtern oder Körpern zu setzen. Zudem will L’Oréal durch die Zusammenarbeit mit Meta und führenden Content Creators die kreativen Grenzen im Bereich 3D, AR und KI ausloten.

Auch das Modelabel Marc Cain hat für seine Herbst/Winter 2024-Kampagne fast ausschließlich auf KI-generierte Bilder gesetzt. Die Kampagne zeigt fotorealistische Szenen von Models in Blumenfeldern, die auf Basis von Textbeschreibungen komplett von einer KI erstellt wurden. Nur die Kleidung ist real und wurde im Studio fotografiert. Die Kampagne spiegelt das Kollektionsmotto "Blend Boundaries" wider, indem sie die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen lässt.

SPAR Slowenien hat die erste Serie von KI-generierten Werbevideos veröffentlicht, die vollständig von KI erstellt wurden. Nur wenige Fotos von Filialen sowie spezifische Textanweisungen dienten der KI als Ausgangsbasis.

Zusätzlich testet SPAR holografische Werbung in einem seiner INTERSPAR-Märkte. Im Rahmen einer Treuepunkte-Aktion für JBL-Lautsprecher und -Kopfhörer kam eine Hologramm-Installation zum Einsatz, die per Projektion animierte 3D-Bilder von JBL-Produkten im Raum schweben ließ. Diese Werbemethode soll in mehreren Märkten getestet werden, die Aufmerksamkeit von Kundinnen und Kunden erregen und für eine bessere Conversion sorgen.

MediaMarktSaturn verwendet KI, um automatisch generierten, SEO-optimierten Content für Partnerunternehmen zu liefern. Dies umfasst Inhalte für Produktseiten wie Überschriften, Beschreibungen und Schlagwörter sowie Texte, die an die Kommunikationsstrategie des jeweiligen Unternehmens angepasst sind. Zudem kann die KI Inhalte in verschiedene Sprachen übersetzen, sie an länderspezifische Bedürfnisse anpassen und sie so bearbeiten, dass Duplicate Content vermieden wird.

Auch Target setzt auf GenAI, um Produktseiten und damit das Nutzererlebnis im eigenen Webshop zu optimieren. Durch KI-generierte Zusammenfassungen von Bewertungen, präzisere Produkttitel und hilfreichere Produktbeschreibungen können Kundinnen und Kunden passendere Produkte finden. Bis Ende dieses Sommers sollen über 100.000 Seiten optimiert worden sein, um das Einkaufserlebnis benutzerfreundlicher zu gestalten.

Generative KI verändert das Content Marketing im Einzelhandel grundlegend, indem sie nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch die spezifischen Anforderungen der Branche bedienen kann. Marken wie IKEA und L’Oréal investieren in umfangreiche Schulungsprogramme und Experimentierräume, um ihre Mitarbeitenden im Umgang mit KI-Technologien fortzubilden und kreative Innovationen zu fördern. Anbieter wie Google und Amazon unterstützen auch kleine und mittlere Handelsunternehmen, die sich keine eigenen Labore oder spezialisierten Teams leisten können, indem sie ihnen Zugang zu leistungsstarken GenAI-Tools bieten. Diese Tools ermöglichen es Händlern, ohne großen Aufwand ansprechende Produktbilder und Werbeinhalte zu erstellen, was zu höheren Conversion-Raten führen soll.

Allerdings bestehen auch noch Herausforderung im Umgang von generativer KI im Content Marketing. Dazu gehört unter anderem, sicherzustellen, dass KI-Inhalte originell sind, keine Copyrights verletzen und ethischen Standards entsprechen.