Lichtdesign und Innenarchitektur: ein faszinierendes Zusammenspiel

Ausgeklügelte Beleuchtungskonzepte und Lichtinstallationen können der Innenarchitektur und dem Store Design eines Raumes eine weitere Dimension verleihen. Welche überwältigende Wirkung dieses komplexe Spiel aus Licht, Raum, Geometrie, Material und Farbe entfalten kann, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, zeigen unsere handverlesenen Gewinnerprojekte der LIT Lighting Design Awards 2024.

Aus über 800 Einreichungen aus 58 Ländern wurden von einer 35-köpfigen Jury bahnbrechende Innovationen und Kreativität prämiert. Wir haben uns neun Projekte aus den beiden Bereichen Einzelhandel und Gastronomie herausgepickt, um Ihnen beispielhaft die Bandbreite des aktuellen Lichtdesigns zu präsentieren.

Der A.M. Flagship Store befindet sich in einem Einkaufszentrum, die Architektur des unterirdischen Raums soll durch den Einsatz von Licht multipliziert werden. Lichtdurchflutete Raumteile simulieren den Einfall von natürlichem Licht und bilden „Brennpunkte“, in denen die Produkte präsentiert werden. Mit Geometrien und Materialitäten wird eine diffuse Lichtverteilung erzeugt, erinnernd an natürliches Tageslicht, das seinen Weg durch Lücken findet und von Oberflächen abprallt: eine aufregende Mischung aus Raumlehre und Lichtdesign.

Der erste Apple Flagship Store in Malaysia setzt auf natürliches Licht, das durch die Architektur gezielt hereinströmt. Das dreidimensionale, geschichtete Dach des Stores strahlt nachts ein warmes Licht in die Stadt hinaus und zieht Besuchende an. Das Glaskuppel-Dach wird von Lamellen beschattet, die geneigt werden, um gezielt die Sonneneinstrahlung zu kontrollieren. Ein zentraler gläserner Okulus bringt sanftes Tageslicht ins Innere und sorgt für eine dynamische Beleuchtung.

Der neue Jil Sander Flagship Store ist ein monolithischer Raum, der aus einem einzigen Stück Stein geformt zu sein scheint. Das Material, Travertin oder Kalkstein, steht ihm Fokus, dessen Oberflächenstrukturen und charakteristischer Blauton durch die Beleuchtung akzentuiert werden. Die weiche, natürliche Beleuchtung im Erdgeschoss schafft eine helle, luftige Atmosphäre, die an ein Künstleratelier erinnert. Eine aufregende Besonderheit stellt die hinterleuchtete Balkendecke dar. Im unteren Stockwerk wurde eine zurückhaltendere Beleuchtung gewählt, die in die kuppelförmigen Aushöhlungen in der Decke integriert wurde. Daraus resultiert eine Atmosphäre der Intimität.

„Gabrielle Chanel. Fashion Manifesto“ ist die erste britische Ausstellung, die dem Werk von Gabrielle „Coco“ Chanel gewidmet ist. Sie zeichnet die Gründung des Hauses CHANEL und des ikonischen Designstils nach. Das Beleuchtungsdesign setzt die Objekte mit ihren exquisiten Details, Formen, Texturen und Materialien in Szene. Besuchende bewegen sich nicht nur durch die Ausstellung, sondern auch durch zeitliche Tagesabschnitte von der Morgendämmerung bis zur Nacht – unterstützt von wechselnden Lichtkonzepten. Dies trägt zu einem dynamischen, stimmungsvollen Erlebnis der Ausstellungsobjekte bei: Storytelling durch Beleuchtung.

Der Cannabis-Store The Travel Agency glänzt durch indirekte Beleuchtung, welche die weichen Strukturen der Innenarchitektur unterstreicht. Das Licht oder „entweicht“ aus Laibungen, Lücken und Öffnungen. Das Beleuchtungskonzept unterstreicht den räumlichen Charakter jedes Ladens, indem es sich in die Architektur einbettet. Das Licht „entweicht“ aus Laibungen, Lücken und Öffnungen des Raumes. Die Produktvitrinen und die immersiven Räume im hinteren Teil des Geschäfts können in unterschiedlichen Farben beleuchtet werden, um ein intensives, kuratiertes Erlebnis zu ermöglichen.

Die Innenarchitektur des Restaurants Sartiano’s ist von einer toskanischen Weinkellerei inspiriert. Das Lichtdesign schafft eine elegante und exklusive Atmosphäre, Uplights heben die Texturen der Ziegelwände hervor. Transparente und reflektierende Materialien verstärken die Wirkung des warmen Lichts. Industrielle Kuppeldecken lassen das Licht wie einen „Nachthimmel“ in den Raum fließen. Am Barbereich bilden verschiedene Lichtquellen – von der beleuchteten Bar-Faszie bis hin zu den hervorgehobenen Spirituosenregalen – eine harmonische Komposition. Reflektionen in den verspiegelten Säulen verzerren den Raum spielerisch, während Akzentbeleuchtung die Aufmerksamkeit auf jedes einzelne Tisch-Arrangement lenkt.

Im Tamba werden die Aromen und die Vielfalt Westafrikas zelebriert. Das Beleuchtungsdesign trägt zur lebendigen und intimen Restaurant-Atmosphäre bei. Die Verwendung von 2300K superwarmer Farbtemperatur in der gesamten integrierten linearen Beleuchtung des Raums verstärkt das einladende und gemütliche Ambiente und hüllt die Gäste in ein weiches, goldenes Licht. Die Verwendung von 2700K mit CRI 95 auf den Tischen hebt die lebendigen Farben der Speisen hervor und unterstreicht die feinen Details des Dekors.

Aus einem historischen, unter Denkmalschutz stehenden Londoner Speisesaal aus dem Jahr 1874 entstand ein opulenter, vielschichtiger Maharaja-Palast. Die Kunst des Beleuchtungsdesigns bestand darin, die einzelnen Restaurant- und Bar-Bereiche und zahlreichen dekorativen Schichten in Szene zu setzen, um die Vielfalt und die Harmonie visuell abzubilden. Da die historische Bausubstanz unter Denkmalschutz steht, durften Beleuchtungsanlagen nicht daran befestigt werden. So kamen diverse Decken- und Wand-Paneele sowie die gitterförmigen Arkaden über den Sitzbereichen zum Einsatz, an denen die Beleuchtung montiert wurde. Das Beleuchtungskonzept lenkt die Aufmerksamkeit auf die warmen Farben und unterschiedlichen Materialien, die die Innenarchitektur ausmachen.

Der dunkle, opulente Speisesaal des Coqodaq enthält Jugendstilelemente sowie Interpretationen traditioneller koreanischer Designs. Ein warmer Bronzespiegel, der das eiförmige Logo des Restaurants widerspiegelt, erhellt den Raum in einem schmeichelhaften Licht. Die lange Flucht des Speisesaals wird durch eine Reihe von beleuchteten „Geister-Bögen“ aus Gussglas und Bronzemetall akzentuiert, die eine einzigartige architektonische Note verleihen. Theaterleuchten entlang der Bankette sorgen für zusätzliche Spannung, während eine Spiegelwand am Ende des Raumes einen faszinierenden Unendlichkeitseffekt erzeugt. Die Lichtebenen sind so kalibriert, dass sie das Restaurant in verschiedene Stimmungen versetzen – vom Mittagessen über das Abendessen bis hin zur späten Nacht.