Die Kapazität an Lagerfläche stellt in Hinblick auf die Zukunft ein mögliches Problem dar: Die Anzahl an verfügbaren Lagerräumen ist bereits jetzt sehr knapp – auf logistischer Ebene müssen die Anbieter also früher oder später umdenken.
In Hinblick auf die öffentliche Wahrnehmung hat Gorillas einiges aufzuholen. Medial laut gewordene Kritik an den Arbeitsbedingungen der Fahrer sowie Proteste und Streiks haben das Image des Lieferdienstes zeitweilen in Verruf gebracht.
Auch aus kommerzieller Perspektive müssen die erst gehypten Start-ups in Hinblick auf ihre zukünftige Ertragsfähigkeit bangen. Flink hat sich bereits im Juni abgesichert und dem Lebensmittelhändler REWE Anteile verkauft. Dieser versorgt den Lieferdienst nun mit exklusiven Produkten und setzt auf die schnelle Lieferlösung des Jungunternehmens, zusätzlich zu dem eigenen REWE-Lieferservice.
Bei Gorillas sieht die Lage anders aus: Der zunächst schnell gewachsene Anbieter ist nun auf der Suche nach neuen Investoren. Ein potentieller Kandidat hierfür ist der größte US-amerikanische Lieferdienst Doordash, der derzeit noch nicht auf dem europäischen Markt vertreten ist.
Ob und wie die Dienste sich insgesamt durchsetzen können, lässt sich bisher nicht genau abzeichnen. Zwar strebt die immer größer werdende Anzahl an Anbietern eine Expansion an, denn mit mehr Lagern lassen sich Lieferwege verkürzen und Kosten und Personal einsparen. Andererseits stößt das Modell in Hinblick auf Gewinnmaximierung schnell an seine Grenzen. Einzelne Fahrer mit Rucksack bieten wenig Raum für Maximierung – die Gepäckstücke bieten nicht genug Platz für große Bestellungen. Auch die Lieferzeiten sind begrenzt. Langfristig müssten also alternative Liefermethoden, beispielsweise mehrere Fahrer oder größere Transportmittel, in Betracht gezogen werden. Inwieweit sich dies für die Unternehmen rentieren würde, ist eine andere Frage.
Momentan macht es den Anschein, als nehme das Liefermodell so richtig Fahrt auf. Dabei spielt die Verkehrslage eine entscheidende Rolle. Ein „vorrausschauender Fahrstil“ seitens der Unternehmen ist hier die Königsdisziplin. Derzeit sind alle Ampeln grün. Bevor sie auf Rot umschalten, liegt es an ihnen selbst, auf alternative Straßen abzubiegen, um Staus und Umwege zu vermeiden.