Smart Carts im Einzelhandel: bequem, autonom, vernetzt

Digitale Technologien werden zunehmend in den physischen Einkaufsprozess integriert, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Eine der herausragendsten Entwicklungen in diesem Bereich ist die Einführung von intelligenten Einkaufswagen, die Kundinnen und Kunden mit zahlreichen Features beim Einkaufen unterstützen und den Bezahlvorgang bequemer gestalten sollen.

Wie wird ein Cart smart? Zum einen gibt es herkömmliche Einkaufswagen, die mit Zusatzgeräten für Smart-Funktionalitäten aufgerüstet werden. Zum anderen bieten Herstellern speziell entwickelte Einkaufswagen an, die bereits mit diversen Features wie Waagen oder Sensoren ausgestattet sind. Die eingesetzten Technologien reichen von automatischer Produktidentifikation über Navigationssysteme innerhalb der Geschäfte bis zu Bezahlfunktionen. So soll das Einkaufen schneller, einfacher und personalisierter werden. Zudem stellen smarte Einkaufswagen einen Omnichannel-Service dar, der den Point of Sale vernetzt und so eine nahtlose Integration zwischen Online- und Offline-Einkaufserlebnissen ermöglicht.

Wir haben aktuelle Tests und Einsätze von Smart Carts bei verschiedenen Einzelhändlern im Blick.

Coles in Australien vermeldete im November 2024, dass digitale Smart Carts erprobt würden, die den Kundinnen und Kunden beim Einkaufen helfen sollen, Zeit zu sparen und ihr Budget zu verwalten​.

Entwickelt wurde der intelligente Einkaufswagen gemeinsam mit Instacart, eingebaute Waagen, Sensoren und KI-Technologie erfasst die Einkäufe. Die Produkte können im Einkaufswagen direkt in Einkaufstaschen gepackt und müssen so beim Checkout nicht noch einmal umgelagert werden. Bei Frischeartikeln wie Gemüse muss zusätzlich noch die Bezeichnung am interaktiven Bildschirm des Einkaufswagens eingegeben werden. Am digitalen Bildschirm können Kundinnen und Kunden den aktuellen Warenkorb, Rabattangebote im Geschäft oder den Filialplan einsehen. Bezahlt werden kann direkt am Wagen, der digitale Kassenbon wird per E-Mail oder Coles-App zugestellt. Für die Nutzung des Smart Carts wird keine App benötigt.

Ben Hassing, Chief Digital Officer bei Coles, bewertet positive, dass Kundinnen und Kunden ein autonomes Einkaufserlebnis genießen können, bei dem sie in ihrer eigenen Geschwindigkeit shoppen und bezahlen können.

Intermarché hingegen setzt auf Clip-on-Geräte, die an herkömmliche Einkaufswagen angebracht werden können. In Kooperation mit Shopic und Capgemini pilotiert die französische Handelskette die Smart Carts in Provins in Zentralfrankreich.

Kundinnen und Kunden entscheiden am Eingang selbst, ob sie ihren Einkaufswagen in ein smartes Gerät verwandeln möchten und nehmen sich dafür eines der Clip-on-Geräte. Damit ist der Wagen mit fortschrittlicher Computer-Vision-Technologie ausgerüstet, die Tausende von Artikeln erkennt. Auch in diesem Use Case können Kundinnen und Kunden am Bildschirm ihre Ausgaben tracken, das Treuepunktkonto prüfen oder auf Angebote und Sonderaktionen zugreifen. Nach der Bezahlung direkt am Einkaufswagen, wird das Clip-on-Device abgenommen und die Einkäufe können mit dem Einkaufswagen bequem zum Auto transportiert werden.

Ein weiteres Ziel der KI-gestützten Einkaufswagen ist laut Intermarché, dass Werbeangebote und Retail Media am POS personalisiert werden können, um relevante Inhalte während des Einkaufs zu gewährleisten und die Attraktivität für Werbekunden zu erhöhen.

In Südamerika werden die Shopic-Smart-Carts aktuell von Walmart Chile getestet.

Die Woolworths Group in Australien setzt auf eine eigens produzierte Lösung, den Scan&GoTrolley, der sich seit August letzten Jahres im Praxistest befindet. Der smarte Einkaufswagen ergänzt das Scan&Go-Angebot, bei dem Kundinnen und Kunden ihr eigenes Smartphone nutzen. Nun können sie mit ihrer Loyalty-Karte ein Tablet-Gerät entsperren und das am Einkaufswagen anbringen. Kundinnen und Kunden erfassen mit dem integrierten Scanner ihre Artikel und können ihre Einkäufe direkt einpacken. Gezahlt wird am Ende des Einkaufs an einer Selbstbedienungskasse.

Der Test soll bald ausgeweitet werden, das Feedback der Kundschaft miteinbeziehen und dann auch Funktionen wie das Bezahlen am Einkaufswagen einschließen.

Diese und viele weitere Beispiele aus der Einzelhandelsbranche verdeutlichen, dass intelligente und digital vernetzte Einkaufswagen zunehmend ein integraler Bestandteil von Shopping-Erlebnissen werden. Besonders im Lebensmitteleinzelhandel, wo Kundinnen und Kunden oft eine große Anzahl kleiner und verschiedener Artikel besorgen, verspricht eine bequeme, effiziente und selbstbestimmte Einkaufserfahrung eine deutliche Steigerung der Kundenzufriedenheit. Und eine weitere Komponente der Strategie zur Gewinnmaximierung sollte nicht unterschätzt werden: Die digitale Vernetzung am Point-of-Sale ermöglicht eine Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten, nicht nur, um Kundinnen und Kunden mit personalisierten Angeboten und Services an die eigene Marke zu binden, sondern auch um eine weitere Plattform für Hersteller und Werbekunden zu bieten, auf denen sie im Store ihre Produkte platzieren können.