Markiert KI-generierter UGC eine neue Ära der Kreativität im Retail Marketing?

17.12.2024

von Jennifer Meyer

Ein Astronaut in einem roten Raumanzug hält eine Flasche Coca-Cola, illustriert in einem surrealen, künstlerischen Stil; copyright: The Coca‑Cola Company

User Generated Content (UGC) ist längst eine feste Größe im modernen Marketing. Doch wie wirkt sich der Einsatz von künstlicher Intelligenz auf diesen Content-Stil aus? Und was bedeutet das für Unternehmen im Retail Marketing? Wir zeigen, wie KI die Nutzung von UGC revolutioniert und welche Chancen sich daraus ergeben.

Ein Reel auf Instagram, ein Erfahrungsbericht auf Google, ein Unboxing-Video auf YouTube – UGC hat eine beispiellose Machtverschiebung im Marketing ausgelöst. Wo früher Marken und dann lange Zeit große Influencerinnen und Influencer den Ton angaben, dominiert heute User Generated Content. „Fast 90 % der Konsumierenden vertrauen Influencerinnen und Influencern nicht mehr und greifen stattdessen auf UGC zurück“, erklärt Sarah Yim, Strategy Director der kanadischen Kreativagentur Zulu Alpha Kilo in der Studie Social Media Marketing Trends 2024.

Die Stärke von UGC liegt in seiner Authentizität und Nähe. Produkte und Dienstleistungen werden durch die Augen echter Menschen gezeigt – ein Zugang, der Vertrauen schafft und Kaufentscheidungen beeinflusst.

User Generated Content (UGC) bezeichnet Inhalte, die von Nutzerinnen und Nutzern selbst erstellt und online geteilt werden, wie Fotos, Videos, Bewertungen oder Social-Media-Posts. Diese Inhalte sind authentisch und spiegeln persönliche Erfahrungen wider, weshalb sie im Marketing besonders glaubwürdig und wirkungsvoll sind.

UGC: ein Erfolgsfaktor fürs Brand-Marketing

Mit der wachsenden Bedeutung von UGC erkannten Unternehmen und Agenturen dessen Potenzial und begannen, den Trend aktiv zu nutzen. So entstand der UGC-Style: Inhalte, die wie klassisches UGC aussehen, jedoch gezielt von Marken beauftragt und gesteuert werden. Plattformen wie Speekly oder Influee bieten Creatorinnen und Creator, die gegen Bezahlung Inhalte im Stil von UGC produzieren. Diese Beiträge kombinieren die unbeschwerte, nahbare Ästhetik von UGC mit strategischer Markenkommunikation. Brands spielen diesen Content über eigene Kanäle aus und profitieren so von der Authentizität des Formats und der Planbarkeit der Botschaft.

User Generated Content dürfte im Jahr 2025 eine noch zentralere Rolle spielen. So prognostizierte der britische Marktforscher WARC in seinem Global Ad Spend Forecast, dass immer mehr Werbegelder in Social Media fließen und damit klassische Suchmaschinen als größten Werbekanal weltweit ablösen. Besonders die Generation Z und Millennials treiben diesen Trend voran: Bereits 46 % der Gen Z und 35 % der Millennials nutzen Social Media, um gezielt neue Produkte zu entdecken – häufig anstelle von Suchmaschinen. Stoßen sie dabei auf authentischen Content, der die Qualität eines Produkts überzeugend hervorhebt, kann dies entscheidend zum Kauf motivieren.

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Drei Bilder, links eine Ski-Gondel mit Skifahrenden, mittig die Sohle eines Skistiefels, rechts eine Darstellung eines Skistiefels, der in einzelne Farbteile explodiert; copyright: Reebok

Wie KI den UGC-Trend verstärkt

Bereits heute verändert KI maßgeblich, wie User Generated Content entsteht und genutzt wird. Zum einen hilft sie Marken, die Erstellung von UGC effizienter zu gestalten, dabei steigert die KI-Nutzung auch dessen Qualität, Skalierbarkeit und Wirkung.

Zum anderen bedeuten KI-Tools wie ChatGPT oder Gemini aber auch für Konsumentinnen und Konsumenten eine Erleichterung: Mit wenig Aufwand können professionell aussehende Bilder und Videos erstellt werden. Large Language Models helfen beim Texten und Übersetzen, zum Beispiel bei Produktbewertungen oder Hooks für Social-Media-Posts. Außerdem können KI-Tools genutzt werden, um Inspiration zu liefern oder verschiedene Stile und Looks auszuprobieren.

So reagieren Social-Media-Plattformen

Auch Social-Media-Plattformen nutzen künstliche Intelligenz inzwischen, um User Generated Content weiterzuentwickeln. Pinterest hat dazu beispielsweise ein KI-gestütztes Collage-Tool eingeführt, das UGC maßgeblich verändern kann. Es ermöglicht Nutzerinnen und Nutzern, visuelle Elemente zu kombinieren und individuelle Collagen zu erstellen. Marken können diese Collagen wiederum taggen und als authentischen Teil ihrer Kampagnen nutzen, etwa in Showcase-Anzeigen oder Collections Ads. Dadurch entsteht eine neue Form des UGC.

Ein in einen Weltraumanzug gekleideter Katze hält eine Dose Coca-Cola, dargestellt vor einem farbenfrohen, kosmischen Hintergrund; copyright: The Coca‑Cola Company

Marken wie Reebok und Coca-Cola setzen auf eine KI-gestützte Neuinterpretation von UGC

Einen Vorgeschmack auf das, was 2025 im Marketing häufiger zu sehen sein könnte, lieferten bereits Reebok und Coca-Cola.

Mit „Reebok Impact“ hat Reebok ein interaktives Format entwickelt, das Userinnen und Usern die Möglichkeit bietet, persönliche Fotos hochzuladen und daraus individuelle digitale Sneaker zu gestalten. Die kreative Umsetzung übernimmt dabei eine KI, die Designs basierend auf den eingesendeten Bildern generiert. Die fertigen Modelle können Nutzende teilen oder als Dateien erwerben, um sie auf Plattformen wie Unreal Editor for Fortnite (UEFN) oder Roblox zu verwenden.

Auch Coca-Cola zeigt mit seiner Kampagne „Create Real Magic“, wie sich die Grenzen zwischen klassischem UGC und AI UGC verschieben lassen. Die Marke stellte ein KI-Tool zur Verfügung, mit dem Konsumierende Elemente des Coca-Cola-Brandings für eigene kreative Designs nutzen konnten. Diese konnten sie anschließend über soziale Medien mit der Welt teilen und so Teil eines interaktiven Markenerlebnisses werden.

Die nächste Stufe der Skalierung im Content Marketing: AI UGC

AI UGC (Artificial Intelligence User Generated Content) bedeutet, dass künstliche Intelligenz dabei hilft, Inhalte zu erstellen, die wie echte nutzergenerierte Inhalte aussehen. KI kann bereits vorhandene Inhalte von Nutzerinnen und Nutzern verbessern, neue Inhalte im UGC-Stil erstellen oder Beiträge so anpassen, dass sie für verschiedene Zielgruppen passen. So entsteht authentisch wirkender Content, der einfacher, schneller und gezielter produziert werden kann.

Im Jahr 2025 könnte KI endgültig zum Katalysator für den UGC-Trend werden. KI revolutioniert die Content-Erstellung und geht dabei über die Unterstützung von Creatorinnen und Creators hinaus – sie ersetzt sie zunehmend. AI UGC ist das Stichwort: Mit Tools wie denen von Arcads können Marken Inhalte nicht nur schneller und kostengünstiger, sondern auch in größerem Umfang produzieren. Denn statt menschlicher Kreativer übernehmen KI-Avatare die Arbeit, wodurch langwierige Abstimmungen und Überarbeitungen entfallen. Das spart Ressourcen und steigert die Effizienz.

Gleichzeitig ermöglicht KI die Erstellung zahlreicher Content-Varianten, die flexibel getestet und präzise auf Zielgruppen zugeschnitten werden können. So bleibt mehr Raum für strategische und kreative Aufgaben, während die KI die sonst so zeitaufwändige Content-Produktion übernimmt.

Obwohl derzeit nur wenige Beispiele für den Einsatz von AI UGC existieren, entwickelt sich die Technologie rasant. Schon bald könnte der Unterschied zwischen klassischem UGC und KI-generiertem Content so minimal sein, dass er kaum noch wahrnehmbar ist – und damit eine neue Ära der Content-Erstellung einläuten.

Herausforderungen im Umgang mit KI-generiertem UGC

KI-generierter Content bietet viele Vorteile, doch die größte Herausforderung bleibt die Wahrnehmung von Authentizität. Inhalte, die als künstlich erkannt werden, könnten das Vertrauen der Konsumierenden beeinträchtigen. Marken riskieren, die persönliche Nähe und Glaubwürdigkeit zu verlieren, die traditionelles UGC auszeichnet.

Eine gute Strategie ist die Kombination aus echtem User-Content und KI-generierten Inhalten. So bleibt die Authentizität erhalten, während KI für Effizienz und Anpassung sorgt. Wichtig ist außerdem Transparenz: Offenheit über den Einsatz von KI schafft Vertrauen und zeigt, dass Marken verantwortungsvoll mit der Technologie umgehen.