Die Zukunft der Supermarktkühlung

von Jennifer Meyer

Der Lebensmitteleinzelhandel steht vor einer großen Herausforderung: Wie lassen sich Lebensmittel effizient und gleichzeitig nachhaltig kühlen? Angesichts steigender Energiepreise und eines wachsenden Umweltbewusstseins sind innovative Lösungen gefragter denn je. Eine Lösung sind die sogenannten Waterloop-Kühlsysteme. Doch was verbirgt sich genau hinter diesem Begriff, und warum gelten diese Systeme als so vielversprechend?

Er gilt zurzeit als einer der nachhaltigsten Supermärkte Deutschlands: der EDEKA-Zukunftsmarkt Dorfmann in Nauen. Mit zukunftsweisenden Konzepten will der Markt mit einer Verkaufsfläche von rund 2.500 Quadratmetern seine Kundschaft seit seiner Eröffnung Ende August 2024 überzeugen. Bei dem Markt geht es neben „besten Lebensmitteln“ auch um ökologische Bauweise und gezielte CO₂-Reduktion.

Umgesetzt hat EDEKA Minden-Hannover das „Leuchtturmprojekt“ unter anderem mit dem Retail-Spezialisten Schweitzer, der für das Store Design und den Ladenbau verantwortlich war. Schweitzer hat auch ein modernes Waterloop-System mitsamt steckerfertiger Kühlmöbel und -theken aus eigener Produktion implementiert. Diese flexiblen Systeme ermöglichen eine stets einfache Anpassung an sich verändernde Bedürfnisse. „Ein weiterer Vorteil besteht in der Energieeffizienz des Waterloop-Systems, das 12 % Einsparungen gegenüber einer klassischen CO₂-Anlage ermöglicht sowie den Wartungsaufwand und die Service-Einsätze drastisch minimiert“, erläutert Bernhard Schweitzer – Inhaber und CEO von Schweitzer & Interstore. Doch was genau ist ein Waterloop-System?

Waterloop-Systeme sind eine energieeffiziente Alternative zu herkömmlichen CO₂-Kühlanlagen. Im Wesentlichen handelt es sich um ein geschlossenes Wasserkreislaufsystem, das in Supermärkten und anderen Verkaufsstellen zur Kühlung von Lebensmitteln eingesetzt wird. Im Gegensatz zu traditionellen Kühlsystemen, bei denen das Kühlmittel direkt durch die Kühlregale und -theken strömt, fungiert hier Wasser als Trägermedium. Dieses Wasser zirkuliert durch ein Rohrnetzwerk und nimmt dabei die Wärme aus den Kühlvitrinen auf. Über Wärmetauscher wird die aufgenommene Wärme an einen zentralen Kühlkreislauf abgegeben, der die Energie effizient nach außen ableitet. So kann die Kälteleistung zentral und bedarfsgerecht gesteuert werden.

• Energieeffizienz und Kostenersparnis: Waterloop-Systeme bieten eine bemerkenswerte Energieeffizienz im Vergleich zu traditionellen Kühlsystemen. Durch die zentrale Kühlung und die effiziente Wärmeabfuhr über den Wasserloop kann der Energieverbrauch signifikant gesenkt werden. Dies führt nicht nur zu niedrigeren Betriebskosten, sondern trägt auch zu einer geringeren Umweltbelastung bei.

• Flexibilität und einfache Installation: Ein herausragender Vorteil von Waterloop-Systemen ist ihre Flexibilität. Da die Kühlgeräte über den Wasserkreislauf miteinander verbunden sind, können sie leicht installiert, erweitert oder an andere Standorte im Markt verschoben werden. Dies ist besonders nützlich für Supermärkte und Lebensmitteleinzelhändler, die häufig ihre Ladenlayouts ändern oder neue Kühlgeräte integrieren müssen.

• Nachhaltigkeit: Die zentrale Kühlung und der reduzierte Einsatz von Kältemitteln machen Waterloop-Systeme zu einer nachhaltigen Wahl. Sie tragen wesentlich zur Senkung der CO₂-Emissionen bei. Zudem stellt die Nutzung von Wasser als Wärmeträger eine umweltfreundliche Alternative zu den oft schädlichen synthetischen Kältemitteln dar, die in herkömmlichen Systemen verwendet werden.

• Reduzierter Wartungsaufwand: Waterloop-Systeme erfordern weniger Wartung, da sie mit einer geringeren Menge an Kältemitteln auskommen und eine zentrale Wartung ermöglichen. Dies spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern verringert auch das Risiko von Leckagen und anderen technischen Problemen.

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz dieser Technologie findet sich im EDEKA-Markt von Christina Ernst in Reisbach. Ein entscheidender Moment für die Implementierung des Waterloop-Systems war ein Stromausfall im Sommer vor einigen Jahren, der beinahe die gesamte Frischware eines Supermarktes zerstört hätte. „Aus diesem Grund habe ich mich für unseren neuen Markt in Reisbach für das Waterloop-System der Firma Schweitzer entschieden, um eine größere Sicherheit gewährleisten zu können, auch im Falle künftiger Blackouts. Nach einem Stromausfall kann die Waterloop-Anlage direkt wieder gestartet werden, bei CO₂ muss zunächst Gas aufgefüllt werden“, erklärt Christina Ernst, Inhaberin und Geschäftsführerin der Ernst Lebensmittel GmbH, auf der Website von Schweitzer.

Neben Schweitzer bieten auch andere Unternehmen, wie der polnische Hersteller JBG-2, Waterloop-Kühlsysteme an. Auf der Messe ATMOsphere (ATMO) Europe Summit 2023 stellte JBG-2 einen Best-Practice-Fall vor, bei dem ein deutscher Supermarkt dank eines Waterloop-Systems seinen Energieverbrauch um 8,8 % senken konnte. Allerdings sprach JBG-2 auch die hohen Anschaffungskosten an, die für manche Händler eine Herausforderung darstellen. Langfristig sollen sich diese jedoch durch die erheblich niedrigeren Energiekosten amortisieren.

Die Integration von Waterloop-Systemen zeigt, wie innovative Technik nicht nur zur Steigerung der Energieeffizienz, sondern auch zur Sicherung des Warenbestands in kritischen Situationen beitragen kann. Eine vielversprechende Lösung für die Zukunft der Supermarktkühlung.