EHI-Studie „Energiemanagement im Einzelhandel 2023“: Verbrauch, Technologien und Sparmaßnahmen

29.01.2024

von Julia Pott

Ein Raum mit einer technologischen Anlage im Hintergrund, davor hält eine Person ein Tablet mit einem Dashboard in Händen; copyright: Adobe Stock

In Handelsfilialen kommen zunehmend digitale Screens zum Einsatz, Sortimente gekühlter Lebensmittel erweitern sich und Mitarbeitende nutzen vermehrt elektrische Geräte wie Tablets. Das alles verbraucht Energie in großen Mengen. Handelsunternehmen stehen vor der Herausforderung Kosten zu sparen, wettbewerbsfähig zu bleiben und sich am Kampf gegen den Klimawandel zu beteiligen. Nicht verwunderlich also, dass dem Thema Energiemanagement im Handel eine immer größere Bedeutung zukommt.

Für die Studie Energiemanagement im Einzelhandel 2023 des EHI Retail Institutes wurden im August Einzelhandelsunternehmen im DACH-Raum zum Energieverbrauch in ihren Filialen befragt. In dieser Studie wird der Verbrauch von elektrischer Energie sowie Wärmeenergie untersucht, der zur Bewirtschaftung von Verkaufsflächen und Lagerräumen im Filialnetzwerk anfällt.

Wir haben uns einige der Zahlen zum Energieverbrauch und zum Energiesparen im Handel aus der Studie herausgepickt. Sie sollen – kombiniert mit Beispielen aus der Branche, welche Sparmaßnahmen Handelsunternehmen treffen – andere ermutigen, sich diesem wichtigen Thema zu widmen.

Daten von 56 Unternehmen aus den Kategorien Food (z. B. Supermärkte und Discounter), Nonfood (z. B. Drogeriemärkte, Warenhäuser, Textil- oder Elektrofachhandel) und Sonstige (z. B. Kioske und kleine Convenience Stores) wurden hinsichtlich des Energieverbrauchs ausgewertet.

Wofür wird im stationären Handel Strom verbraucht und wie kann er eingespart werden?

Zwischen Filialen des Food- und des Nonfood-Handels bestehen große Unterschiede, wenn man betrachtet, für welche Betriebsbereiche wieviel elektrische Energie aufgewendet wird.

Der durchschnittliche Stromverbrauch im Food-Sektor beträgt 306 kWh. Mit 89 kWh benötigt der Nonfood-Handel im Durchschnitt weniger als ein Drittel des Stroms. Nach einer Schätzung der EHI-Studie ist von 2018 bis 2023 eine kontinuierliche Senkung des Stromverbrauchs in kleinen Schritten zu beobachten: im Food-Bereich von 321 auf 306 kWh, im Nonfood-Bereich von 104 auf 89 kWh.

Im Food-Handel entfällt der größte Anteil des Stromverbrauchs von fast 50 Prozent auf die Kühlung der Lebensmittel. So erklärt sich auch, dass man im stationären Handel inzwischen kaum noch Kühl- und Gefriermöbel ohne Türen sieht, viele Händler haben hier in den letzten Jahren nachgerüstet.

Die Verbrauchsangaben finden in der Studie in Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter (qm) Verkaufsfläche (Vkf) pro Jahr (a) statt: kWh/(qm Vkf · a) – im Folgenden aufgrund der Lesbarkeit mit kWh abgekürzt.

Anteile des Stromverbrauchs

im Food-Handel
Beleuchtung: 21 %
Kältetechnik: 49 %
Klimatisierung: 13 %
Sonstiges: 17 %

im Nonfood-Handel
Beleuchtung: 58 %
Klimatisierung: 29 %
Sonstiges: 13 %

Im Nonfood-Bereich ist mit knapp 60 Prozent die Beleuchtung der verbrauchsstärkste Posten. Auch bei Lebensmittelhändlern schlägt dieser Posten mit 21 Prozent zu Buche. Energiesparende LED-Lampen können hier einen großen Einspareffekt erzielen. So berichtet die Handelskette SPAR International, dass in kroatischen Filialen schon 2014 auf LED umgestellt wurde. Darüber hinaus wurden Sensoren verbaut, die den Beleuchtungsbedarf je nach Lichtverhältnissen bestimmen. Die Leuchtzeit von Außen- und Werbebeleuchtung wurde reduziert und nach Ladenschluss, wenn Mitarbeitende beispielsweise die Regale befüllen, wird auch die Innenbeleuchtung heruntergeregelt.

Eine nachhaltige Möglichkeit, um Energiekosten einzusparen, ist auch die Eigenproduktion von Strom. Viele Handelsunternehmen wie Walmart, SPAR, Target und IKEA statten die Dächer ihrer Filialen, Lagerhäuser und Fuhrparkgebäude mit Solaranlagen aus. Noch ist der Anteil der Stromerzeugung durch eigene Erneuerbare-Energien-Anlagen bei den befragten Unternehmen durchschnittlich sehr gering, er liegt bei um die 4 Prozent. Der Ausbau nimmt aber an Fahrt auf und vereinzelt wurden Werte von bis zu 20 Prozent angegeben.

Wie kann der Verbrauch der Wärmeenergie reduziert werden?

Beim durchschnittlichen Wärmeenergieverbrauch fürs Beheizen der Räumlichkeiten ist der Unterschied zwischen Food-Handel (88 kWh) und Nonfood-Handel (51 kWh) nicht annähernd so groß wie beim Stromverbrauch.

Im Nonfood-Bereich nehmen Wärmepumpen mit knapp 15 Prozent schon den zweiten Platz unter den Energieträgern für den Wärmebedarf ein. Als internationales Beispiel dient die Supermarktkette Albert Heijn, deren neue Filialen alle mit Wärmepumpen und Systemen zur Wärmerückgewinnung ausgestattet werden.

Bei der Nutzung von Abwärme von Kältetechnikanlagen hat gerade der Lebensmittelhandel in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, um den Energieverbrauch fürs Heizen zu reduzieren. Inzwischen liegt der durchschnittliche Deckungsbetrag des Wärmeverbrauchs durch Abwärme bei 26 Prozent.

Wärmeenergie-Quellen nach Anteilen

im Food-Handel
Öl: 9 %
Gas: 38 %
Fern-/Nahwärme: 12 %
Wärmepumpen: 9 %
Abwärme: 26 %
Sonstiges: 6 %

im Nonfood-Handel
Öl: 6,5 %
Gas: 59,2 %
Fern-/Nahwärme: 10,1 %
Wärmepumpen: 14,5 %
Sonstiges: 9,7 %

Der "Smart Store" von innen mit Kühltheken, Kühlregalen und Besuchenden; copyright: Danfoss

Danfoss, ein Hersteller von Wärme- und Kältetechnik, erörtert genau solche zukunftsfähigen Lösungen für den Lebensmittelhandel, mit denen die Umwelt geschont und zugleich Energie und Energiekosten eingespart werden können. In einem Supermarkt im dänischen Nordborg, der dem Unternehmen als Testzentrum für Innovationen dient, wird überschüssige Wärme aus der Lebensmittelkühlung zur Beheizung des Supermarkts verwendet. Das Ergebnis nach Aussage von Danfoss: Die Heizkosten konnten um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Wir haben kürzlich über diesen Null-Emissions-Supermarkt und seine Technologien zur Energieeffizienz berichtet.

Energie und Nachhaltigkeit – zwei hochrelevante Zukunftsthemen, die untrennbar miteinander verbunden sind. Ob Sie Lebensmittel kühlen, Ihren Laden heizen, Ihre Flächen beleuchten oder Ihren Energieverbrauch im Blick haben möchten: Lösungen und Know-how dazu finden Sie ganz cool in der Dimension Refrigeration & Energy Management der EuroShop!

Die Emission von Treibhausgasen reduzieren – am Beispiel von Kühlung und Logistik

Die Klimaerwärmung und Emissionen mit Treibhauseffekt bilden eine Negativspirale: Der Treibhausgasausstoß erwärmt die Erdatmosphäre, was wiederum dazu führt, dass mehr Kühlung mit größeren Emissionen und höheren Energiekosten für Kühlung vonnöten ist. Daher ist die Reduktion von Treibhausgasemissionen eine essenzielle Klimaschutzmaßnahme der nächsten Jahrzehnte.

Folgende fünf Maßnahmenbereiche bergen hierbei das größte Einsparpotenzial für Treibhausgase, so das Ergebnis einer Bewertung durch 34 der befragten Handelsketten:

Ein Lkw, auf dem "Hydrogen" steht; copyright: Adobe Stock

Logistik
Gebäudetechnik (Beleuchtung, Kältetechnik etc.)
Gebäudeenergieversorgung
Materialverbrauch/Abfall/Entsorgung
IT-Bereich

Im Bereich der Logistik setzen einige Handelsunternehmen auf alternative Kraftstoffe wie Altspeiseöl für die Lkw-Flotte bei SPAR Vorarlberg oder Bio-Methanol für Containerschiffe. Coop setzt in der Schweiz auf den Einsatz von Wasserstoff-Lkw oder kohlenstoffneutralen Biodiesel aus organischen Abfällen.

Auch im Bereich der Kältetechnik lassen sich Emissionseinsparungen erzielen. Die Supermarktkette Co-op UK hat gemeinsam mit Kältetechnikanbieter Emerson innovative CO₂-Kälteanlagen getestet, die auch in kleinen Ladenformaten effizient funktionieren. Den Umstieg auf emissionsarme Kältemittel forciert auch die US-Supermarktkette Kroger. Zudem setzt der Konzern nach eigenen Angaben auf eine strenge Überwachung von Lecks durch Infrarotdetektoren. Kroger ist Mitglied des North American Sustainable Refrigeration Council: Die Umweltorganisation fördert den Einsatz natürlicher Kältemittel in Nordamerika.

Testen, investieren, vorantreiben: fit für die Zukunft

Um den Energieverbrauch gezielt senken zu können, muss er für ein Unternehmen transparent sein. Verbrauchsspitzen und Schwankungen können Einsparpotenziale aufzeigen. Viele Unternehmen investieren daher in ein zentrales Energiemonitoring. Laut der EHI-Studie haben deutlich über die Hälfte der Handelsunternehmen mindestens 90 Prozent ihrer Filialen in ein solches Stromverbrauchsmonitoring eingebunden.

Investitionen in Transparenz und in neue Technologien und Kraftstoffe, in den Austausch alter Geräte und die Sanierung von Gebäuden sind finanziell herausfordernd. Viele große Handelsketten leisten hier Pionierarbeit, von denen auch kleinere Betriebe lernen und profitieren können – und schließlich wir alle.

Die hier dargestellten Daten zum Energiemanagement bei DACH-Handelsketten sind nur Auszüge. Weitere Informationen zur Methodik oder zu Themen wie Energieeinkauf, Energiemonitoring und Investitionen in Energieeffizienz finden Sie in der vollständigen Version der EHI-Studie Energiemanagement im Einzelhandel 2023.