Intelligente HLK-Anlagen: Wie Einzelhändler mit KI Energie sparen

Zu warm, zu zugig, zu trocken, zu kühl – wie wir das Raumklima empfinden, bestimmt oft, wie lange wir uns in einem Raum aufhalten. Im Falle eines Geschäfts mit Kundschaft gilt natürlich: Je länger, desto besser.

Ein dabei oft übersehener, aber strategisch wichtiger Faktor ist die Klimatisierung. Moderne Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HLK) sind mehr als nur Thermostate: Sie sind intelligente, datengesteuerte Systeme, die einen Wettbewerbsvorteil liefern können.

Die physische Atmosphäre eines Geschäfts hat einen direkten Einfluss auf das Kaufverhalten. Wenn ein Raum als zu heiß, zu kalt oder stickig empfunden wird, kann dies Kundinnen und Kunden unbewusst dazu veranlassen, ihren Besuch zu verkürzen. Eine optimale Umgebung hingegen kann die Verweildauer und die Kaufbereitschaft erhöhen.

Doch der Einfluss der Luftqualität reicht weiter: Eine schlechte Belüftung kann zur Ansammlung von Allergenen, Staub und Schadstoffen führen. Das wirkt sich negativ auf Kundschaft und Mitarbeitende aus. Ein geeignetes HLK-System zirkuliert frische, saubere Luft und trägt so zu einer gesünderen Aufenthaltsqualität bei.

Ein stabiles Klima ist auch für das Inventar entscheidend. Produkte wie Elektronikartikel, Kosmetikprodukte, Holzmöbel oder empfindliche Kleidungsstücke sind anfällig für Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit. Eine effiziente Klimatisierung wirkt sich somit nicht nur auf anwesende Menschen, sondern auch auf die Ware aus.

Die Integration von KI in HLK-Systemen revolutioniert das Gebäudemanagement. Intelligente Systeme nutzen Echtzeitdaten und Algorithmen, um vorausschauend zu agieren, anstatt auf starre Zeitpläne oder manuelle Eingriffe zu setzen.

Ein zentraler Pfeiler ist die prädiktive Wartung. Anstatt auf einen Ausfall zu reagieren oder nach einem festen Zeitplan zu warten, analysiert KI kontinuierlich Sensordaten. So kann das System Anomalien frühzeitig erkennen und eine Warnung ausgeben, lange bevor es zu einem teuren Ausfall kommt. Durch diese Just-in-Time-Reparaturstrategie werden ungeplante Ausfallzeiten um bis zu 50 Prozent reduziert und die Wartungskosten um 25 bis 40 Prozent gesenkt.

Gleichzeitig ermöglichen maschinelle Lernmodelle eine automatisierte Klimasteuerung, die über herkömmliche Thermostate hinausgeht. Sie verarbeiten Daten wie Wettervorhersagen, Stromtarife und dank IoT-Sensoren auch die aktuelle Kundenfrequenz. Ein solches System kann beispielsweise vorhersagen, wann eine plötzliche Kaltfront eintrifft oder ein Kundenansturm bevorsteht, und die Heiz- oder Kühlsysteme entsprechend anpassen. Das Ergebnis ist ein konstanter Komfort bei einer Energieersparnis von 25 bis 28 Prozent.

Für die Umstellung auf die Heizsaison ist eine sorgfältige Vorbereitung erforderlich. Mithilfe einer einfachen Checkliste können Einzelhändler die Effizienz sicherstellen und Problemen vorbeugen:

• Filtermanagement: Überprüfen Sie die Luftfilter und ersetzen Sie diese bei Bedarf. Schmutzige Filter behindern den Luftstrom, sodass das System härter arbeiten muss, was zu höheren Energiekosten führt.
• Außeneinheit: Entfernen Sie Blätter und Schmutz von der Außeneinheit, um eine ungehinderte Luftzirkulation zu gewährleisten.
• Brenner/Kessel: Lassen Sie den Brenner auf Staub und Ablagerungen überprüfen. Eine saubere Verbrennung ist essenziell für eine effiziente Heizleistung.
• Thermostat-Check: Testen Sie die Funktionalität des Thermostats und nutzen Sie bei Bedarf die Diagnosefunktionen intelligenter Systeme.

Auch die Einhaltung von Vorschriften kann eine Chance zur Modernisierung bieten. So zwingt die EU-F-Gas-Verordnung (EU 2024/573) zum schrittweisen Ausstieg aus Kältemitteln mit hohem Treibhauspotenzial (GWP). Einzelhändler, die proaktiv in moderne, konforme Systeme investieren, sichern sich nicht nur gegen künftige Kosten ab, sondern stärken auch ihr ESG-Profil (Environmental, Social, Governance).

Ähnlich definieren deutsche Verordnungen wie die ASR A3.6 strenge Anforderungen an die Innenraumluftqualität. So darf der CO₂-Gehalt beispielsweise maximal 1000 ppm betragen. Moderne Lüftungssysteme, die diese Grenzwerte automatisch einhalten, sind somit nicht nur eine Investition in die Gesundheit der anwesenden Personen, sondern auch eine strategische Notwendigkeit.

HLK-Systeme im Einzelhandel sind heute keine statischen Betriebsmittel mehr, sondern dynamische, intelligente Ökosysteme. Durch den Einsatz von KI können sie zu einem echten Wettbewerbsvorteil werden. Wer jetzt in datengesteuerte Lösungen investiert, sichert sich gegen ungeplante Ausfälle und steigende Energiekosten ab. Eine angenehme Einkaufsatmosphäre durch ein gesundes Raumklima kann auch zu einer Umsatzsteigerung beitragen.

Quellen: Aquinas HVAC Blog, Sescom Blog, Cyril Air Blog, Lessen Blog, BrainBox AI Blog, Recogizer Self-Learning Building Solutions, Umwelt Bundesamt, FORUM VERLAG