Was kosten Zahlungsmethoden den Handel wirklich?

Die Auswahl des richtigen Zahlungsverfahrens wird für Händler zur strategischen Entscheidung – nicht nur wegen der Kundenzufriedenheit, sondern auch aufgrund erheblicher Kostenunterschiede. Zwei aktuelle Veröffentlichungen beleuchten die direkten und indirekten Kosten von Zahlverfahren im stationären und im Online-Handel.

Bezahlen ist für Händler teuer – aber wie teuer genau, zeigt erst ein Blick auf die Gesamtkosten. Das ibi research Institut an der Universität Regensburg hat gemeinsam mit dem EHI Retail Institute in einer groß angelegten Studie die direkten und indirekten Kosten verschiedener Zahlungsverfahren im deutschen Handel untersucht. Basis sind über 350 Einzelhändler, die sowohl stationär als auch online tätig sind.

Kernbefund: Die Zahlung mit Bargeld ist zwar in der Abwicklung aufwändig, bleibt aber oft günstiger als elektronische Verfahren – zumindest im stationären Handel. Da kann nur die Girocard als günstigstes kartenbasiertes Bezahlverfahren mithalten. Debitkarten und Kreditkarten sind mindestens doppelt so teuer.

Bei Online-Zahlungen dominieren Verfahren wie PayPal, Klarna oder Kreditkarten – allerdings mit teils erheblichen Kosten für die Händler. Die indirekten Nebenkosten einiger Zahlungsverfahren sind überraschend hoch – besonders bei der Rechnungszahlung.

Bei den direkten Kosten sind in der ibi Studie Verfahren wie Vorkasse per Überweisung, Zahlung auf Rechnung, Lastschrift und Sofortüberweisung am günstigsten. Spitzenreiter sind die abgesicherte Zahlung auf Rechnung, PayPal und Amazon Pay.

Nimmt man die indirekten Kosten wie manuelle Prüfung, Mahnverfahren und Zahlungsstörungen hinzu, kommt die Studie bei den Gesamtkosten im Online-Handel auf ein leicht verändertes Bild: Zu den günstigsten Zahlverfahren gehören weiterhin Vorkasse per Überweisung, Sofortüberweisung und Lastschrift. Bei Amazon Pay kommen kaum indirekte Kosten hinzu, so klettert das Zahlverfahren von Platz 7 auf Platz 4. Die Zahlung auf Rechnung und die abgesicherte Zahlung auf Rechnung führen die Liste der Gesamtkosten an. Es folgen Visa und Mastercard sowie PayPal.

Besonders spannend an der ibi-Studie: Sie berücksichtigt auch indirekte Kosten wie technischen Integrationsaufwand, Stornobearbeitung, Zahlungsausfälle und Kundenservice. Diese „versteckten“ Kosten können laut den Studienautoren je nach Verfahren bis zu 50 % der Gesamtkosten ausmachen.

Beispiel: Bei Kauf auf Rechnung entstehen nicht nur Zahlungsausfälle, sondern auch erheblicher administrativer Aufwand durch die Prüfung der Daten, Mahn- und Inkassoverfahren und die manuelle Nachbearbeitung.

Auch international stehen Händler unter Druck. Denn zusätzlich zu den Transaktionsgebühren fallen oft monatliche Fixkosten, Terminalgebühren und Servicepauschalen an – ein Kostenniveau, das auch in Europa zunehmend sichtbar wird.

Die Art des Zahlungsmittels hat großen Einfluss auf die Transaktionskosten für Händler:

• Kreditkarten: Höchste Gebühren unter den gängigen Zahlungsarten, typischerweise 2,0 % bis 3,5 % je Transaktion.

• Debitkarten: Günstiger als Kreditkarten, Gebühren zwischen 0,5 % und 2,0 %. (In einigen Ländern (z.  USA) sind PIN-gestützte Debittransaktionen günstiger als solche mit Unterschrift.)
• Alternative Zahlungsmethoden: Dazu zählen digitale Wallets wie Apple Pay oder Google Pay, BNPL-Dienste (Buy Now, Pay Later) und Banküberweisungen. Sie sind in der Regel kostengünstiger mit 1,0 % bis 2,0 % pro Transaktion.

Laut der Statistiken von Clearly Payments darüber, wie viel Händler für die Zahlungsabwicklung im Jahr 2024 zahlen, variiert die Höhe der Transaktionsgebühren je nach Branche – abhängig von Risikoprofil, Transaktionsvolumen und Kundenstruktur:

Stationärer Einzelhandel:

• Durchschnittliche Kosten: 2,0 % bis 2,5 % pro Transaktion.
• Händler mit hohem Transaktionsvolumen haben tendenziell bessere Verhandlungsmöglichkeiten.
• Die Nutzung von Bonus-Kreditkarten durch Kunden kann die Gebühren erhöhen.

E-Commerce:

• Höhere Gebühren: im Schnitt 2,5 % bis 3,0 %.
• Grund: Erhöhtes Betrugs- und Rückbuchungsrisiko bei Online-Zahlungen.

Für Einzelhändler bedeutet das: Wer seine Margen schützen will, sollte nicht nur auf Kundenpräferenzen schauen, sondern auch die gesamte Kostenstruktur der Zahlungsverfahren analysieren und aktiv steuern. Besonders für kleinere Händler kann sich eine gezielte Auswahl und Kombination der Bezahlmethoden direkt auf die Wirtschaftlichkeit auswirken. Tipp für Händler: Kosten regelmäßig analysieren, Dienstleister vergleichen, und auch Verhandlungsspielräume mit Zahlungsdienstleistern prüfen. In vielen Fällen lassen sich durch gezielte Optimierung mehrere Tausend Euro pro Jahr einsparen.